Das Gewandhausorchester ist das älteste bürgerliche Sinfonieorchester der Welt. Keimzelle des Orchesters war die 1743 von 16 Adligen und Bürgern gegründete Konzertgesellschaft »Das Große Concert«. Mit dem Umzug in die Gewerbehalle der Tuchmacher im Jahre 1781 erhielt das Ensemble seinen ersten hochwertigen Konzertsaal und den Namen »Gewandhausorchester«.
Berühmt ist das Orchester vor allem für seinen unverwechselbaren warmen und dunklen Klang, der es von vielen anderen großen Orchestern deutlich abhebt. Diese singuläre Klangfarbe und die breite Repertoire-Vielfalt kultiviert das Orchester bei nahezu 300 Auftritten jährlich in seinen drei Leipziger Spielstätten: Es ist das Konzertorchester des Gewandhauses, das Orchester der Oper Leipzig und das Ensemble, das wöchentlich in der Thomaskirche die Bach-Kantaten gemeinsam mit dem Thomanerchor gestaltet.
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Gewandhausorchester
Gewandhaus zu Leipzig Augustusplatz 8 D-04109Leipzig
Gewandhausorchester / Herbert Blomstedt - Schubert
Gewandhausorchester
Herbert Blomstedt, Dirigent
Franz Schubert:
2. Sinfonie B-Dur D 125
4. Sinfonie c-Moll D 417 ("Tragische")
Ehrendirigent Herbert Blomstedt beschließt seinen Leipziger Schubert-Berwald-Zyklus, die Gegenüberstellung der Sinfonik des Wieners Franz Schubert und des gleichaltrigen schwedischen Komponisten Franz Berwald. Da Schubert etwas fleißiger im Komponieren von Sinfonien war, stehen auf diesem letzten Programm des Zyklus zwei Sinfonien ausschließlich von Schubert. Seine zweite schrieb er als 17-Jähriger und in der vierten Sinfonie verwendete er erstmals eine Molltonart. Er selbst gab ihr den Beinamen »Tragische Sinfonie«, jedoch handelt es sich über weite Strecken um ein durchaus optimistisches, positives und energetisches Werk. Hören Sie selbst!
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
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Bewertungen & Berichte Gewandhausorchester / Herbert Blomstedt - Schubert
Kammerkonzert
Carl Reinecke - Trios & Duette
Fokus: Carl Reinecke zum 200. Geburtstag
Michael Schönheit, Hammerflügel/Klavier
Peter Schurrock, Klarinette
Katharina Dargel, Viola
Carl Reinecke: Fantasiestücke für Klavier und Violine op. 22
Wolfgang Amadeus Mozart: Trio für Klavier, Klarinette und Viola Es-Dur KV 498 ("Kegelstatt-Trio")
Carl Reinecke: Drei Fantasiestücke für Klavier und Viola op. 43
Carl Reinecke: Trio für Klavier, Klarinette und Viola A-Dur op. 264
Bewertungen & Berichte Carl Reinecke - Trios & Duette
Kammerkonzert
After Work Concert
Capriccio italiano - Zum 150. Todestag von Ernesto Cavallini und 100. Todestag von Ferruccio Busoni
Andreas Lehnert, Klarinette
Hsiao-Lan Wang, Klavier
Grieg Quartett Leipzig
Elisabeth Dingstad, Violine
Kıvanç Tire, Violine
Immo Schaar, Viola
Christoph Vietz, Violoncello
Tobias Martin, Kontrabass
Ernesto Cavallini: Serenata für Klarinette und Klavier
Ernesto Cavallini: Capriccio für Klarinette solo B-Dur op. 4/3
Ernesto Cavallini: Capriccio für Klarinette solo F-Dur op. 1/1
Ferruccio Busoni: Elegie für Klarinette und Klavier Es-Dur BV 286
Ernesto Cavallini: Adagio e Tarantella für Klarinette und Klavier
Ferruccio Busoni: Suite für Klarinette und Streichquartett g-Moll
Giuseppe Verdi: Scena e Romanza für Klarinette und Streichquintett – aus der Oper "La forza del Destino"
Ernesto Cavallini: Canto greco variato für Klarinette und Streichquintett
Gewandhausorchester / Franz Welser-Möst - Verdi "Messa da Requiem"
Gewandhausorchester
Franz Welser-Möst, Dirigent
MDR-Rundfunkchor
Asmik Grigorian, Sopran
Deniz Uzun, Mezzosopran
Limmie Pulliam, Tenor
Mika Kares, Bass
Giuseppe Verdi: Messa da Requiem
ALLGEWALT
Auf seine alten Tage wollte es Verdi allen zeigen: Hört her, geistlich und weltlich sind nicht zu trennen, musikalisch schon gleich gar nicht. Diesseits und Jenseits, Tod und Leben, Hölle und Paradies, Vergänglich- und Ewigkeit gehören zusammen. Der beschränkte menschliche Geist scheitert am Übergroßen und versucht es zu fassen, indem er unterteilt, Grenzen zieht, Definitionen erfindet. Doch das Wahrhaftige ist größer. Lasst Euch überzeugen und überwältigen von dieser Musik. Sie ist gewaltig und kündet vom Großen.
ALLMACHT
Erbebe und schaudere! Meditiere und reflektiere! Hoffe und glaube! Wenn es Gott gibt, ist er mächtiger als Gesetze, Zeiten und Gewalten, größer als alles, was gedacht werden kann und was Religionen über ihn sagen, um ihn von anderen Göttern zu unterscheiden. Wenn es Gott gibt, ist er einer und unendlich viele. Und wenn es Gott nicht gibt...? Dann ist auch die Existenz solcher Musik unbegreiflich.
ALLGEMEIN
Von Mozart über Berlioz und Brahms bis Britten: Nicht zufällig gerieten Werke, die sich Requiem nannten, zu Kulminationspunkten im Schaffen
vieler Komponisten. Verdi nahm den Tod des Schriftstellers und Nationalhelden Alessandro Manzoni zum Anlass für die künstlerische Auseinandersetzung mit letzten Dingen. Zu Manzonis erstem Todestag am 22. Mai 1874 wurde die Messa da Requiem in der Mailänder Kirche San Marco erstmals aufgeführt. Bereits drei Tage später dirigierte Verdi eine Aufführung in der Scala, und bald eroberte das Werk, das nicht nur Hans von Bülow als »Oper im Kirchengewande« wahrnahm, alle großen Opernhäuser und Konzertsäle weltweit. Im Gewandhaus wagte Carl Reinecke 1876 »zum ersten Male« eine Aufführung. Verdi im Gewandhaus! Was sagen die Italianophoben und Classicomanen dazu? Die Sorge der hysterischen Presse war unbegründet: Alle, auch die Skeptiker, waren begeistert und bekamen das Requiem »auf Verlangen« vier Tage später erneut geboten.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
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Kammerkonzert
Gewandhaus Brass Quintett
Lukas Beno, Trompete
Jonathan Müller, Trompete
Jan Wessely, Horn
Tobias Hasselt, Posaune
David Cribb, Tuba
Severin Stitzenberger, Schlagwerk
Johann Christoph Pezel: 22. Sonate aus "Hora decima musicorum Lipsiensium"
Antonio Vivaldi: Concerto grosso d-Moll op. 3/11 RV 565 – aus "L'estro armonico" (Bearbeitung für Blechbläserquintett von David Baldwin)
Josquin des Préz: Chansons
Markus Lehmann-Horn: Nicht Fallen. Für Blechbläserquintett
(Uraufführung, Auftragswerk des Gewandhaus Brass Quintetts)
Eric Ewazen: A Western Fanfare
Joseph Horovitz: Music Hall Suite
Isaac Albéniz: Sevilla - aus der Suite española op. 47/3 (Bearbeitung für Blechbläserquintett von Maxi Santos)
André Lafosse: Suite brève
Kammermusikaustausch mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Johanna Schellenberger, Harfe
Sabine Kittel, Flöte
Fabian Dirr, Klarinette
Rosa Neßling, Violine
Dorit Essaadi, Violine
Michael Horwath, Viola
Sebastian Fritsch, Violoncello
Christian Langer, Percussion
Manuel Westermann, Percussion
Huon Bourne Blue, Percussion
Simon Etzold, Percussion
Peter Martin: Bend für vier Schlagzeuger
Claude Debussy: Sonate en trio für Flöte, Viola und Harfe
Maurice Ravel: Introduction et allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett
Norma Beecroft: Pas de Deux für Harfe und Schlagzeug
Domenico Melchiorre: Frammenti für vier Schlagzeuger
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Konzert
Gewandhausorchester / Franz Welser-Möst - Mahler "5. Sinfonie"
Gewandhausorchester
Franz Welser-Möst, Dirigent
Gustav Mahler: 5. Sinfonie
KOMPLEX
Musik widersteht jedem Reduktionismus. Sie lässt sich in keine Dichotomie zwängen, zweifelhafte Kategorisierungsversuche in gut und böse, richtig und falsch können ihr nichts anhaben. Wir haben – typisch menschlich – zwar Theorien und Regeln entworfen, mit denen wir einzelne musikalische Phänomene als richtig oder falsch beurteilen. Und in unserem Reden über Musik kommen gut und böse figurativ vor. Doch eine Aussage wie: Mahlers 5. Sinfonie »ist richtig« oder »ist böse« wäre sinnlos.
IRRITIEREND
Mahlers Fünfte ist einmalig – darum mit nichts zu vergleichen. Sie ist umfassend – darum an nichts zu messen. Sie eröffnet Dimensionen, in die weder Worte noch Zahlen vordringen – darum nicht hierauf zu reduzieren. Sie umspannt unüberbrückbare Gegensätze: einen erschütternden Trauermarsch und ein sentimentales Adagietto, musikalischen Höllenlärm und den Abglanz himmlischer Harmonie, Spiel mit »größter Vehemenz« und »ohne Ausdruck« (ist das möglich?), Zukunftsszenario und Erinnerung an ein nie zuvor Gehörtes (Adorno). Mit solch paradoxen Formulierungen, die sprachliche Illusionen von Gewissheit und Stringenz sprengen, kommt man Mahlers Musik vielleicht am nächsten. Denn – mit Mahlers Worten – alles Kunstschaffen hängt mit Irritabilität zusammen.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Sebastian Breuninger, Violine
Julius Bekesch, Violine
Chaim Steller, Viola
Christian Giger, Violoncello
Franz Schubert: Streichquartett a-Moll D 804 ("Rosamunde")
Hans Krása: Thema mit Variationen für Streichquartett
Robert Schumann: Streichquartett A-Dur op. 41/3
Gewandhausorchester
Susanna Mälkki, Dirigentin
Katalin Stefula, Flöte
Kaija Saariaho: Lumière et pesanteur
Carl Reinecke: Konzert für Flöte und Orchester D-Dur op. 283
Johannes Brahms: 2. Sinfonie D-Dur op. 73
UNGLEICHE ZEITGENOSSEN
Das Verhältnis zwischen den beiden Hamburgern Carl Reinecke und Johannes Brahms war, vorsichtig formuliert: vielschichtig. Sie lernten sich als junge Schumann-Bewunderer in dessen Düsseldorfer Umfeld kennen. Ihre Wege kreuzten sich vor allem in Leipzig, und Reinecke besuchte Brahms noch am Wiener Sterbebett. Während Brahms ämterscheu Angebote wie das Leipziger Thomaskantorat ablehnte, fand Reinecke am Gewandhaus eine Lebensaufgabe.
UNSTREITIGE LEIDGENOSSEN
Reinecke hegte »ehrliche Bewunderung« für Brahms, brachte das Deutsche Requiem zur Uraufführung, erstritt Leipzig die Violinkonzert-Premiere, lud Brahms als Pianist ein und spielte mit ihm vierhändig. Zehn Mal überließ er dem Komponisten das Gewandhaus-Pult für das Dirigat eigener Werke – etwa die Erstaufführung der 2. Sinfonie 1878. Brahms revanchierte sich rustikal mit herablassenden Äußerungen, die folgenreich das Klischee vom visionären Künstler und verknöchert-konservativen Kapellmeister zementierten. Zumindest in einem Punkt war Reinecke der Modernere: Während komponierende Frauen im altbackenen Rollenbild von Brahms keinen Platz hatten, förderte er als Konservatoriumsprofessor Musikerinnen nach Kräften.
UNZEITIGE LEITERSPROSSEN
Die Klangmystik der Finnin Saariaho, die mit »Licht und Schwere« den Assoziationsraum des Abends aufspannt, bereitet Reineckes 100 Jahre älterem, nostalgisch-romantischem Flötenkonzert zauberisch die Bahn. Ebenso wie Reineckes Undine-Sonate für den Gewandhaus-Flötisten Wilhelm Barge zählt das letzte Solokonzert des Ruheständlers für Barges Kollegen Maximilian Schwedler zu den Schlüsselwerken des solistischen Flötenrepertoires. Der Widmungsträger, der sich auch um technische Neuerungen im Flötenbau verdient machte und Brahms bei Gastdirigaten im Gewandhaus beglückte, brachte es am 15. März 1909 zur Uraufführung – allerdings nicht im Gewandhaus, sondern klavierbegleitet im Festsaal des Zoologischen Gartens. In Reineckes verträumt-virtuosem Vermächtniswerk hallt ergreifend schön die abklingende Epoche nach.
Gewandhausorchester / Andris Nelsons - Beethovens 9.
Zum 200. Jahrestag der Uraufführung von Beethovens 9. Sinfonie am 7. Mai 1824
Gewandhausorchester
Andris Nelsons, Dirigent
MDR-Rundfunkchor
GewandhausChor
GewandhausKinderchor
Golda Schultz, Sopran
Patricia Nolz, Alt
Piotr Beczala, Tenor
Bryn Terfel, Bariton
Ludwig van Beethoven: 9. Sinfonie d-Moll op. 125
LEIPZIG, PARIS, MAILAND, W IEN
Auf den Tag genau vor 200 Jahren, am 7. Mai 1824, ist Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie zum ersten Mal erklungen. Vier europäische Musikstädte haben sich aus diesem Anlass zusammengetan für ein großes Medienprojekt: Beethovens Neunte, deren Finale die Eurovisionshymne entlehnt ist, ertönt zum Jubiläum an vier geschichtsträchtigen Orten und wird gemeinsam übertragen. Der Kopfsatz kommt aus dem Gewandhaus, das mit frühen Aufführungen und Zyklen eine rezeptionsgeschichtliche Schlüsselfunktion für Beethovens Musik hatte. Das revolutionäre Scherzo wird aus Beethovens zeitweiligem Sehnsuchtsort Paris gesendet, wo wichtige ideengeschichtliche Strömungen, die ihn beeinflussten, ihren Ausgang nahmen. Vom Uraufführungsort Wien wird das Finale ausgestrahlt.
VOR 200 JAHREN
Der bewährte Fidelio-Dirigent und Kapellmeister des Kärntnertor-Theaters Michael Umlauf übernahm die Leitung der Uraufführung. Symbolhaft stand der weitgehend ertaubte Komponist an seiner Seite und zeigte Tempi an. Etwa 60 Streicher und verdoppelte Bläserpaare drängten sich um Konzertmeister Ignaz Schuppanzigh auf der Bühne, 50 bis 60 Choristen positionierten sich vor dem Orchester.
JÄHRLICH. ÜBERALL
Nur drei Städte – London, Frankfurt und Aachen – waren schneller als Leipzig, wo am 6. März 1826 Beethovens Neunte erstmals aufgeführt und »auf Verlangen« sogleich wiederholt wurde. Mendelssohns bahnbrechende Interpretationen etablierten sie im Gewandhausspielplan, und bald erklang die Chorsinfonie in jeder Saison, meist zum Abschluss. Auch der mittlerweile weit verbreitete Brauch, mit dem weltumspannenden Werk den Jahreswechsel zu zelebrieren, wurzelt in Leipzig.
Gewandhausorchester / Andris Nelsons / Anne-Sophie Mutter
Fokus: Gewandhauskomponist Thomas Adès
Gewandhausorchester
Andris Nelsons, Dirigent
Anne-Sophie Mutter, Violine
Thomas Adès: Air für Violine und Orchester - Hommage an Sibelius
(Deutsche Erstaufführung)
Witold Lutosławski: Partita für Violine und Orchester
Jean Sibelius: 2. Sinfonie D-Dur op. 43
ABGEHOBEN
Beide Violin-Solowerke sind derselben Künstlerin zugedacht. Anne-Sophie Mutter, deren erklärte Mission der Einsatz für Neue Musik ist, brachte die Orchesterfassung von Witold Lutosławskis Partita und Air des Gewandhauskomponisten Thomas Adès unter Leitung der Komponisten zur Uraufführung. Der introvertierten Air, die 2022 in Luzern das Festival-Publikum verzauberte, steht die umtriebig-verspielte Partita gegenüber, deren obligater Klavierpart von der Vorgeschichte als Duo für Streich- und Tasteninstrument zeugt. Beide Stücke bekennen sich zu historischen Wurzeln. Die Partita macht aus Lutosławskis Bach-Bewunderung keinen Hehl, und Adès verneigt sich einmal mehr vor seinem Vorbild Sibelius, dem Mittler zwischen Vergangenheit und Zukunft.
HIMMELBLAU
Dessen 2. Sinfonie sog Eindrücke einer Europa-Reise auf. Im italienischen Rapallo entwickelte Sibelius den Plan zu einem Festival – vier Tondichtungen und notierte erste Motive, die später in die 2. Sinfonie eingingen. In Florenz kam eine Tonfolge hinzu, die Sibelius mit »Christus« in Verbindung brachte und kreuzübersät in die Partitur integrierte. Auch die Lektüre von Dantes Göttlicher Komödie soll Spuren im entstehenden Werk hinterlassen haben. Der langwierige Kompositionsprozess zehrte an Sibelius’ Nerven. Die leichteste Influenza ließ ihn zweifeln, ob er lange genug leben würde, um die Partitur fertigstellen zu können. Der gewaltige Gattungsanspruch machte ihm ebenso zu schaffen wie persönliche Anliegen: Eine Symphonie ist ja keine gewöhnliche »Composition«. Sie ist ein Glaubensbekenntnis. Dem generösen Baron Axel Carpelan, der zwar nie Geld hatte, aber immer wusste, wo er für Sibelius Mittel auftun konnte, ist die neue große Symphonie, inspiriert von Italien und vom Mittelmeer gewidmet: eine Symphonie voller Sonnenschein, Himmelsbläue und überschwänglicher Glückseligkeit.
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Kammerkonzert
Gewandhaus-Quartett
Fokus: Gewandhauskomponist Thomas Adès
Frank-Michael Erben, Violine
Yun-Jin Cho, Violine
Vincent Aucante, Viola
Valentino Worlitzsch, Violoncello
Thomas Adès, Klavier
Anton Webern: Langsamer Satz für Streichquartett
Thomas Adès: Quintett für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello
Franz Schubert: Streichquartett G-Dur D 887
Gewandhausorchester / Andris Nelsons / Lucas & Arthur Jussen
Gewandhausorchester
Andris Nelsons, Dirigent
Lucas & Arthur Jussen, Klaviere
Felix Mendelssohn Bartholdy: 1. Sinfonie c-Moll op. 11 MWV N 13
Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für zwei Klaviere und Orchester E-Dur MWV O 5
Felix Mendelssohn Bartholdy: 4. Sinfonie A-Dur MWV N 16 ("Italienische")
GESCHWISTERKONZERT
Dass wir alle Sinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys innerhalb einer Spielzeit erleben, flankiert von Konzertouvertüren und konzertanten Werken des bedeutendsten Gewandhauskapellmeisters, verdanken wir seinem amtierenden Nachfolger und erklärten Bewunderer Andris Nelsons. Und der Deutschen Grammophon, die den einzigartigen Dialog zwischen zwei Persönlichkeiten und zwei Zeitaltern der Orchestergeschichte auf Tonträgern dokumentiert. Auch seltener gespielte Werke sind endlich wieder zu erleben. Etwa das Doppelkonzert, das Fanny und Felix gemeinsam mit Berliner Orchestermusikern in einer der legendären Sonntagsmatineen im Hause Mendelssohn am 7. Dezember 1823 aus der Taufe hoben. Am 14. November 1824 spielten es die beiden ein weiteres Mal. Bei diesem Geburtstagskonzert für Fanny gelangte auch Felix’ 1. Sinfonie zur Uraufführung. Unter den staunenden Gästen der Klaviervirtuose Ignaz Moscheles: Der fünfzehnjährige Felix ist eine Erscheinung, wie es keine mehr gibt! Was sind alle Wunderkinder neben ihm? Sie sind eben Wunderkinder und sonst nichts; dieser Felix Mendelssohn ist ein reifer Künstler...
FELI X WIRD FLÜGGE
Fünf Jahre später begleitete Moscheles – mittlerweile in London lebend – als Mentor den ersten England-Aufenthalt des Hochbegabten. Mendelssohn hatte beide Werke im Gepäck, das Doppelkonzert, das er nun gemeinsam mit Moscheles präsentierte, und die 1. Sinfonie. Letztere hatte sich mehrfach bewährt – unter anderem 1827 im Gewandhaus – und gefiel auch in London derart, dass der Komponist zum Ehrenmitglied der Philharmonic Society ernannt wurde. Dieser renommierten Gesellschaft ist die Partitur zugeeignet. Bereits die Tonart c-Moll lässt erahnen, wer für Mendelssohns 1. Sinfonie Pate stand. Die Nähe zu Beethovens Fünfter kommentierte Moscheles nach der Londoner Aufführung am 25. Mai 1829 treffend: Das 1te Stück hat viel Jugendkraft und Feuer (beethovnisirt ein wenig). Zudem sind Sinfonie und Konzert durchweht vom Geist Mozarts. Wen wundert, dass Zeitgenossen wie Goethe, Wagner und Schumann die beiden Frühvollendeten unweigerlich miteinander verglichen: Er ist der Mozart des 19. Jahrhunderts, der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Dmitri Schostakowitsch: 1. Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 77 (rev. op. 99)
Richard Strauss: Eine Alpensinfonie op. 64
KONZERTANTE KLETTERPARTIE
Zwischen der 9. und 10. Sinfonie klafft eine merkwürdige Lücke im Orchesterschaffen des Schnellschreibers Dmitri Schostakowitsch. Während er sonst eine Sinfonie der andern folgen ließ, verstummte er nach der subversiv die Erwartungen untergrabenden Neunten auf diesem Gebiet für acht Jahre. Wieder einmal geriet er ins Kreuzfeuer der Kritik und verlor die für den Lebensunterhalt so wichtigen Lehrämter. Ein großes Orchesterwerk entstand aber doch in dieser dunklen Zeit: das 1. Violinkonzert. Von Juli 1947 bis März 1948 arbeitete Schostakowitsch daran. Dann verschwand es in der Schublade.
NUR DER ABGRUND GÄHNT
Als Schostakowitsch nach Stalins Tod Mitte der 1950er Jahre die Partitur für Aufführung und Druck vorbereitete, vergab er eine neue Opuszahl. Wollte er vermeiden, dass die Musik mit der Entstehungszeit in Verbindung gebracht würde? Die finsteren Töne machen daraus keinen Hehl. Der Kopfsatz ist ein Nachtstück. Grüblerisch kreisen tiefe Streicher, Fagott, Kontrafagott und die mondfahle Bassklarinette um einen Gedanken. Vor diesem dunklen Klanggrund hebt sich hell die Solovioline ab; wie funkelnde Sterne leuchten Celesta-Töne auf. Das rasante Scherzo an zweiter Stelle beschrieb der Uraufführungsgeiger und Widmungsträger David Oistrach als dämonischen Tanz der Verzweiflung. Als Passacaglia gestaltete der Bach-Bewunderer Schostakowitsch den 3. Satz. Die Solistin hat in diesem Konzert kaum eine Pause. Sie spielt keine Stimme, sondern eine Rolle. Ihre Einsamkeit zelebriert sie in der endlos langen Kadenz.
SINFONISCHES HOCHGEBIRGE
Im nächtlichen Nebel beginnt und endet auch die Alpensinfonie des begeisterten Bergsteigers und Nietzsche-Lesers Richard Strauss. Zwischen symbolträchtigem Auf- und turbulentem Abstieg im Gewitter beschert die Musik erhabene Gipfelmomente von überwältigender Strahlkraft.
Großes Concert der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses zu Leipzig e. V.
Konzerteinführung mit Ann-Katrin Zimmermann um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Carl Reinecke: 2. Streichquartett F-Dur op. 30
Carl Reinecke: 4. Streichquartett D-Dur op. 211
Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett a-Moll op. 13 MWV R 22
Sebastian Breuninger, Violine
Michael Schönheit, Cembalo
Johann Sebastian Bach: 1. Sonate für Violine und Cembalo h-Moll BWV 1014
Johann Sebastian Bach: Duetto I e-Moll BWV 802
Johann Sebastian Bach: 2. Sonate für Violine und Cembalo A-Dur BWV 1015
Johann Sebastian Bach: Duetto IV a-Moll BWV 805
Johann Sebastian Bach: 3. Sonate für Violine und Cembalo E-Dur BWV 1016
Johann Sebastian Bach: 4. Sonate für Violine und Cembalo c-Moll BWV 1017
Johann Sebastian Bach: Duetto II F-Dur BWV 803
Johann Sebastian Bach: 5. Sonate für Violine und Cembalo f-Moll BWV 1018
Johann Sebastian Bach: Duetto III G-Dur BWV 804
Johann Sebastian Bach: 6. Sonate für Violine und Cembalo G-Dur BWV 1019
Im Rahmen des Bachfestes
Bewertungen & Berichte J. S. Bach - Sonaten und Duette
Konzert
Gewandhausorchester / Ruth Reinhardt / Mao Fujita
Fokus: Carl Reinecke zum 200. Geburtstag
Gewandhausorchester
Ruth Reinhardt, Dirigentin
Mao Fujita, Klavier
Edvard Grieg: 1. Peer-Gynt-Suite op. 46
Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466
(Kadenzen: Carl Reinecke)
Carl Reinecke: 2. Sinfonie c-Moll op. 134 ("Håkon Jarl")
KOMPONIST UND PIANIST
Carl Reinecke sah seine Mission in verantwortungsvoller Klassiker-Pflege. Neuer Musik begegnete er skeptisch, zumal wenn sie von ihm selbst stammte. Mit reichlich großartiger, pessimistisch gefärbter Selbsterkenntnis prognostizierte Reinecke bereits 1860: Die Zeit mäht rasch die Kunstwerke hin, die nicht gerade einem genialen Schöpfer entstammen; ein solcher bin ich nicht. War er wirklich nicht genial? Reinecke wirkte sechs Jahrzehnte als Pianist, Dirigent und Lehrer, bekleidete zentrale Ämter, schuf 288 Werke mit und etliche ohne Opuszahl, spielte versiert Geige und Bratsche, erstellte auf Zugfahrten der Konzertreisen Klavierauszüge und Werkeditionen und publizierte sprachgewandte, kenntnisreiche Aufsätze und Bücher. Seine künstlerischmenschliche Grundhaltung widersprach dem Zeitgeist. Starkult, Individualismus und Exzentrik waren ihm zuwider. Als Interpret stand er im Dienst der Werke und blieb – auch als Komponist – Mozart und Beethoven, Mendelssohn und Schumann treu. Aus Reineckes Kadenzen zu Mozarts d-Moll-Konzert, das im Gewandhaus mehrfach mit ihm erklang, sprechen Mozart-Expertise und -Liebe, überlegene Spieltechnik und feinsinniger Esprit. Seine 2. Sinfonie ist inspiriert vom sagenumwobenen norwegischen Herrscher Håkon Jarl in der Darstellung des dänischen Dichters Adam Oehlenschläger. Seit der Premiere 1875 und einer weiteren Aufführung unter Reinecke ist die Sinfonie im Gewandhaus nicht mehr erklungen.
KONSERVATORIUMSPROFESSOR UND KAPELLMEISTER
Das Leipziger Konservatorium zog Studierende aus aller Welt an, insbesondere aus Skandinavien. Generationen gingen durch die Kaderschmiede des Direktors Carl Reinecke. Auch dem Norweger Edvard Grieg stellte er das vorzügliche Abschlusszeugnis aus und setzte in der Folge beharrlich Werke seines Schülers auf Gewandhaus-Programme. Grieg profitierte schon während des Studiums am »vermaledeiten Conservatorium« enorm vom Leipziger Musikleben, verpasste kaum ein Gewandhaus-Konzert, besuchte die Oper, knüpfte Kontakte in Salons und fand beim Peters-Verlag lebenslange Unterstützung und Gastfreundschaft. Im Dachgeschoss von dessen Firmensitz in der Talstraße tüftelte Grieg an der 1. Peer-Gynt-Suite, die wenig später im Gewandhaus zur Uraufführung gelangte – unter Leitung seines Lehrers Carl Reinecke.
Konzerteinführung mit Niklas Schächner um 19.15 Uhr - Schumann-Eck
Ludwig van Beethoven: Streichquartett B-Dur op. 18/6
Ludwig van Beethoven: Streichquartett f-Moll op. 95 ("Quartetto serioso")
Ludwig van Beethoven: Streichquartett cis-Moll op. 131
Das Gewandhausorchester ist das älteste bürgerliche Sinfonieorchester der Welt. Keimzelle des Orchesters war die 1743 von 16 Adligen und Bürgern gegründete Konzertgesellschaft »Das Große Concert«. Mit dem Umzug in die Gewerbehalle der Tuchmacher im Jahre 1781 erhielt das Ensemble seinen ersten hochwertigen Konzertsaal und den Namen »Gewandhausorchester«.
Berühmt ist das Orchester vor allem für seinen unverwechselbaren warmen und dunklen Klang, der es von vielen anderen großen Orchestern deutlich abhebt. Diese singuläre Klangfarbe und die breite Repertoire-Vielfalt kultiviert das Orchester bei nahezu 300 Auftritten jährlich in seinen drei Leipziger Spielstätten: Es ist das Konzertorchester des Gewandhauses, das Orchester der Oper Leipzig und das Ensemble, das wöchentlich in der Thomaskirche die Bach-Kantaten gemeinsam mit dem Thomanerchor gestaltet.
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Gewandhaus zu Leipzig
Augustusplatz 8
D-04109 Leipzig