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Aufführungen | Schauspiel

Sternstunden der Menschheit

Residenztheater

Napoleons Untergang bei Waterloo, Lenins heimliche Rückkehr nach Russland, Scotts knapp verpasste Entdeckung des Südpols oder die schwierige Verlegung eines Telegrafenkabels durch den Atlantik – Stefan Zweig beschreibt in seinen historischen Miniaturen Augenblicke, in denen sich die Weltgeschichte in einem kurzen Moment für immer verändert hat. Und er beschreibt das Chaos, die Unfälle und Gleichzeitigkeiten, die dazu geführt haben. Die Irrtümer, der Starrsinn und die Eitelkeit seiner fragwürdigen Helden reihen sich zu einem unfreiwilligen Porträt der Menschheit in all ihren Widersprüchen. Die Theaterversion von Zweigs «Sternstunden» spielt im Hier und Heute: In einer Museumslagerhalle voller nutzlos gewordener Statuen und Trümmer aus zweitausend Jahren europäischer Geschichte stellt das Münchner Ensemble dieses Durcheinander von Zufällen und umstürzenden hochtrabenden Plänen nach. Ein zirzensisches, absurdes Panorama aus fallenden Wänden, einstürzenden Kartenhäusern und sprechenden Kanonenkugeln. Zweigs Beschwörungen der vermeintlich sicheren Welt von gestern, des Pioniergeists und der Heldenhaftigkeit seiner Entdecker, Dichter, Denker und Generäle vermischen sich dabei mit der Erzählung seines eigenen verschlungenen Fluchtwegs durch die tobende Weltgeschichte: Aus seiner Salzburger Heimat vertrieben, rastlos auf der Suche nach einer neuen, sicheren Bleibe, wählt er schließlich in Brasilien den Freitod. Wie immer im Theater von Thom Luz, seit 2019 Hausregisseur am Residenztheater, spielt dabei auch die Musik eine Hauptrolle. Während sich im Verlauf der Vorstellung die Klänge von Zweigs Erzählungen übereinanderstapeln wie Hemden in einem Überseekoffer, treffen die Expeditionen der Schauspieler* innen auf die Melodien der neuen Welt, die brasilianische Saudade, die bei aller Melancholie nie wirklich traurig ist. Gastspiel in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen | Münchner Premiere am 19. Oktober 2024 im Residenztheater Inszenierung und Sounddesign: Thom Luz Bühne: Duri Bischoff Kostüme: Tina Bleuler Komposition und Musikalische Leitung: Mathias Weibel Licht: Gerrit Jurda Dramaturgie: Katrin Michaels Video: Jonas Alsleben Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Moby Dick

Residenztheater

aus dem Amerikanischen von Matthias Jendis für die Bühne bearbeitet von Malte Ubenauf Nach Ibsens Peer Gynt ergreift in der zweiten Spielzeithälfte ein anderer Meister der Fabulierkunst das Wort. Ein Erzähler, der seine Zuhörer*innen auffordert, ihn Ismael zu nennen, entert mit seinem Seemannsgarn die Bühne des Residenztheaters. Was folgt, ist ein wahres Ungetüm an Erzählung: Ismael heuert auf der «Pequod», einem alten Walfänger an und sticht auf dieser schwimmenden Fabrik der Trangewinnung in See. Ziel dieser Fahrt ist jedoch nicht allein – wie sich herausstellen wird – die blutige Ausbeutung der Weltmeere und ihrer riesenhaften Meeressäuger, sondern der persönliche, hasserfüllte Rachefeldzug eines «gottlosen, gottgleichen Mannes», des einbeinigen Kapitäns Ahab. Mit an Shakespeare erinnernder Sprachgewalt schwört der Kapitän seine Mannschaft darauf ein, den sagenumwobenen weißen Wal, der ihm einst das Bein abgerissen hat, in den Meeren zu suchen und zur Strecke zu bringen. «Ich habe ein böses Buch geschrieben», teilt Melville seinem Idol Nathaniel Hawthorne brieflich mit – und meint damit sein in vielerlei Hinsicht ausuferndes Werk «Moby Dick». Zu Melvilles Lebzeiten fand der 1851 erschienene Roman kaum Beachtung. Erst im 20. Jahrhundert, dreißig Jahre nach dem Tod seines Autors, wurde er für die literarische Moderne und als Meisterwerk neu entdeckt. Dabei ist «Moby Dick», das Buch, so einzigartig wie Moby Dick, der weiße Wal: eine Erzählung, die das Bekannte sprengt – ein Mischwesen aus Abenteuerroman, Enzyklopädie, Naturbetrachtung, philosophischer Spekulation, elisabethanischer Dramatik, biblischer Sprachmächtigkeit, nautischen Zoten und derbem Wortwitz. Das Buch und der Wal – beide sind ein Rätsel, eine Chiffre, offen für die Deutungen der jeweiligen Jetztzeit: Ist «Moby Dick» das Drama eines Fanatikers oder vielmehr derer, die bereit sind, dem Wahngebilde eines Demagogen bis in den Untergang zu folgen? Beschreibt es eine epische Schlacht zwischen Naturgewalt und menschlichem Beherrschungswillen oder die Suche nach Sinn und Bedeutung in einem sinnentleerten Kosmos? Oder ist der Planet Erde etwa selbst wie ein Schiff im Meer des Weltalls? Aber wer zum Teufel ist dann dieser Moby Dick? Der dem hiesigen Publikum bestens bekannte Regisseur Stefan Pucher kehrt nach München zurück und bringt in seiner ersten Arbeit am Residenztheater Melvilles Opus magnum auf die Bühne. Inszenierung: Stefan Pucher Bühne: Barbara Ehnes Kostüme: Annabelle Witt Musik: Christopher Uhe Licht: Gerrit Jurda Video: Chris Kondek Dramaturgie: Ewald Palmetshofer Altersempfehlung: ab 14 Jahren Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Anne-Marie die Schönheit

Residenztheater

Die international meistgespielte Gegenwartsdramatikerin Yazmina Reza, gefeiert vor allem für ihre pointierten Dialogstücke, hat mit «Anne-Marie die Schönheit» einen großen Monolog für ihren Lieblingsschauspieler André Marcon geschrieben. Im Zentrum dieser Eloge an die Kunst des Schauspiels steht eine alternde Schauspielerin, die ihr gesamtes Theaterleben mit Klein- und Kleinstdarstellungen zugebracht hat und sich nie aus ihrer Schattenexistenz befreien konnte. Anlässlich eines (vielleicht auch nur fantasierten) Interviews rückt sich die Beinahe-Diva endlich selbst ins Zentrum und spricht ohne Punkt und Komma gegen Einsamkeit und Alter an. Verkörpert wird diese störrische, um Bedeutung kämpfende Schauspielerin ausgerechnet von einem Schauspieler – ein humorvoll-berührendes Spiel-im-Spiel auf der Suche nach Trost in der Kunst. aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel Inszenierung: Nora Schlocker Bühne: Lisa Käppler Kostüme: Lovis Hauser Musik: Alexander Vičar Licht: Markus Schadel Dramaturgie: Constanze Kargl Altersempfehlung: ab 14 Jahren Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Prima Facie

Residenztheater

Tessa Ensler ist eine knallharte Strafverteidigerin. Mit Anfang dreißig hat sie geschafft, was die wenigsten ihr zugetraut hätten: den Weg aus einem Milieu ohne Privilegien an die Eliteuni und dann in die Topkanzlei. Ihre Königsdisziplin ist die Verteidigung in Fällen sexueller Übergriffe. Ist ihre Freispruchrate so hoch, weil sie eine Frau ist, wie geunkt wird? Oder weil sie so gut Lücken und Widersprüche in den Aussagen der weiblichen Opfer aufspürt? Tessa ist jedenfalls stolz, dass sie ihr Gegenüber im Zeugenstand nicht quält wie manch anderer Kollege, aber sie glaubt auch an das Rechtssystem, das im Zweifel zugunsten der Angeklagten entscheidet. Doch diese Überzeugung wird erschüttert, als sie selbst vergewaltigt wird. Der Täter ist kein Unbekannter, sondern ihr Kollege Julian, mit dem sie eine Büroaffäre, vielleicht aber auch der Beginn einer tieferen Liebesbeziehung verbunden hat. Als sie Anzeige erstattet, ist ihr klar, dass die Anscheins- oder Prima-facie-Beweise nicht für sie sprechen – schließlich waren neben ihrer anfänglichen Anziehung auch mehrere Flaschen Wein im Spiel –, aber es geht ihr nicht nur um persönliche Gerechtigkeit, sondern auch um die Abrechnung mit einem von Männern geschaffenen Justizsystem, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat. Wie Ferdinand von Schirach arbeitete auch die australische Autorin Suzie Miller selbst als Strafverteidigerin – und zwar im Menschenrechtssektor, heute schreibt sie für Theater, Film und Fernsehen. «Prima Facie» wurde 2020 mit den wichtigsten australischen Preisen für neue Dramatik ausgezeichnet sowie mit dem Olivier Award, der höchsten Auszeichnung im britischen Theater. 2022 feierte es im Londoner Westend Erfolge und seit Frühjahr 2023 ist es am New Yorker Broadway zu sehen. Das furiose Monodrama, in dem Tessa Stück für Stück ihre Lebensgeschichte erzählt und alle auftauchenden Figuren gleich mitspielt, inszeniert Hausregisseurin Nora Schlocker, die in den vergangenen Spielzeiten sowohl Gegenwartsdramatik als auch Klassiker feinfühlig und klar auf die Bühne gebracht hat. aus dem Englischen von Anne Rabe Inszenierung: Nora Schlocker Bühne und Kostüme: Marie Caroline Rössle Musik: Albrecht Zieper Licht: Gerrit Jurda Dramaturgie: Almut Wagner Altersempfehlung: ab 14 Jahren Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Jetzt oder nie

Residenztheater

Residenztheater-Schauspieler Max Rothbart, der u.a. als «Peer Gynt» zu erleben ist, und Florian Paul, Kopf der «Kapelle der letzten Hoffnung», haben sich zusammengetan, um in einem mitreißenden, hochkomischen und die großen Fragen des Lebens stellenden Liederabend gemeinsam mit ihren Ensemblekolleg*innen auszurufen: Jetzt oder nie! Das Repertoire reicht von Franz Schubert über Die Toten Hosen, von Nina Hagen bis hin zu Evergreens von Katja Ebstein und Udo Jürgens. Warum kommt das Glück nicht zu mir? Stellen Sie sich vor, Sie wurden noch nicht geboren. Stellen Sie sich weiter vor, dass Ihr bisheriges Leben keine Rolle spielt. Genauso wenig wie all die verpassten Chancen und falschen Entscheidungen, die Sie vielleicht getroffen haben. Lassen Sie all das hinter sich. In «Jetzt oder nie» starten wir gemeinsam von vorn! Sie setzen sich hin, verschwinden für einen Moment und lauschen der Musik. Und dann? Irgendwann müssen Sie sich entscheiden. Wollen Sie geboren werden? Hinaus ins Leben? Oder im Dunklen sitzen bleiben. Es liegt ganz bei Ihnen. Nur eine Sache noch: Wenn es soweit ist, dann heißt es - Jetzt oder nie! Max Rothbart Inszenierung und Text: Max Rothbart Musikalische Leitung: Florian Paul Bühne: Lisa Käppler Kostüme: Lovis Hauser Licht: Sascha Tillard Dramaturgie: Constanze Kargl, Michael Billenkamp Altersempfehlung: ab 10 Jahren Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Erfolg

Residenztheater

für die Bühne bearbeitet von Barbara Sommer und Stefan Bachmann München, Anfang der 1920er-Jahre: Dr. Martin Krüger, progressiver Direktor der Staatsgalerie, erwirbt für sein Museum anstößige Bilder – eine willkommene Gelegenheit für die bayerische Regierung, den unbequemen Zeitgenossen endlich von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Ein politisch motivierter Prozess katapultiert den unschuldigen Mann ins Gefängnis. Der 26-jährigen Grafologin Johanna Krain, zunächst Verlobte, dann Ehefrau des Gefangenen, sitzt das erlebte Unrecht wie ein Stachel im Fleisch. Ihre Mission ist klar: Martin muss zurück in die Freiheit. Johanna beginnt zu kämpfen, gerät tief in das Dickicht machtpolitischer Ränke und verstrickt sich auf dem Nährboden der bayerisch-bierseligen Lebensart bald auch emotional. Sie geht ein Verhältnis mit einem Großindustriellen ein, schläft mit einem zwielichtigen Emporkömmling, verbindet sich schließlich mit einem egozentrischen Schriftsteller. Alle versprechen Hilfe im Fall Krüger, doch Schicksal und Zeitläufte stellen Johanna hart auf die Probe. Mit «Erfolg» reisen wir ins Innere einer Gesellschaft, in welcher der eigene Karrierevorteil, die Ansprüche gekränkter Seelen, der Hass auf die Nachbar*innen, die Wut auf die politisch Andersdenkenden oder die eigene Orientierungslosigkeit zum Maß aller Dinge werden. Die Politik wird zum Schauplatz persönlicher Emotionalität und individueller Bedürftigkeit. Gefundenes Fressen für einen Skrupellosen wie den Nationalisten Rupert Kutzner, der mit seinen «Wahrhaft Deutschen» den Rechtsstaat sukzessive außer Kraft setzt und zum fatalen Hoffnungsträger avanciert. Nach seiner Inszenierung von «Graf Öderland» (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2021) widmet sich Stefan Bachmann mit Feuchtwangers «Erfolg» einem Stoff, der hellsichtig und erstaunlich zeitgemäß die gesellschaftspsychologischen Mechanismen seziert, in denen sich demokratische Strukturen verflüchtigen. Inszenierung: Stefan Bachmann Bühne: Olaf Altmann Kostüme: Barbara Drosihn Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry Komposition und Musikalische Einstudierung: Sven Kaiser Licht: Gerrit Jurda Dramaturgie: Barbara Sommer Altersempfehlung: ab 14 Jahren Dauer: 2 Stunden 40 Minuten, 1 Pause
Aufführungen | Schauspiel

Agamemnon

Residenztheater

Aischylos’ König Agamemnon kehrt nach zehnjährigem Kampf gegen Troja als Triumphator nach Hause zurück, nicht ahnend, dass ihn nur der Hass und Rachewunsch seiner Ehefrau Klytämnestra erwarten. Diese kann ihm nicht verzeihen, dass er ihre gemeinsame Tochter Iphigenie geopfert hat, um auf dem Weg nach Troja bei den Göttern günstige Winde für seine Kriegsflotte zu erbitten. Zehn Jahre hat Klytämnestra warten müssen, um den Mord an ihrer Tochter rächen zu können. Für ihr Vorhaben glaubt sie nicht nur ihr Recht als Mutter, sondern auch die Götter auf ihrer Seite. In ihrem Furor will sie aber nicht erkennen, dass auch sie nur Teil jenes Fluchs ist, der für jede Bluttat eine weitere verlangt und der seit jeher auf dem Geschlecht der Atriden lastet. Oder anders gesagt: Mit der Rache an Agamemnon besiegelt Klytämnestra auch das Schicksal ihrer beiden anderen Kinder, Elektra und Orest. Vor 2500 Jahren schrieb Aischylos mit «Agamemnon» den Auftakt zu seiner Tragödientrilogie der «Orestie». Er schildert darin den tödlichen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt als Ursache für Krieg, Leid und Verderben und zeigt, wie sich dieser durchbrechen lässt. Zu Recht gilt die «Orestie» deshalb bis heute als großes Plädoyer für Demokratie und Frieden. «Agamemnon» ist Teil der Auseinandersetzung des Residenztheaters mit dem Mythos der «Orestie», zu der auch Jean-Paul Sartres radikale Zuspitzung des Stoffs in «Die Fliegen» zu Beginn der Spielzeit und Robert Borgmanns musiktheatrale Installation «Athena» gehören. Der für seine bildgewaltigen und musikalischen Inszenierungen gefeierte Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche hat Aischylos’ «Agamemnon» im Juli 2022 im Rahmen einer Koproduktion des Residenztheaters mit dem Athens Epidaurus Festival für das knapp zehntausend Zuschauer*innen fassende antike Amphitheater in Epidaurus erarbeitet. Rasche legt in seiner Inszenierung die grausame, sich immer selbst antreibende Spirale der Gewalt offen, die sowohl dem Atridenfluch als auch dem Trojanischen Krieg zugrunde liegt, und zeigt eindrücklich das Mahlwerk dieser fatalen Maschinerie. Deutsch von Walter Jens Inszenierung und Bühne: Ulrich Rasche Komposition und Musikalische Leitung: Nico van Wersch Kostüme: Romy Springsguth Chorleitung: Jürgen Lehmann Licht: Gerrit Jurda Dramaturgie: Michael Billenkamp Eine Koproduktion von Residenztheater München und Athens Epidaurus Festival Altersempfehlung: ab 14 Jahren Dauer: 2 Stunden, Keine Pause
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Andersens Erzählungen

Residenztheater

An einem stürmischen Abend im Jahr 1836 erscheint Hans Christian Andersen uneingeladen im Haus seines Jugendfreundes Edvard Collin, der am nächsten Tag seine Verlobte Henriette heiraten wird. Andersen ist durch Wind und Wetter gereist, um Edvard erneut seine Liebe zu gestehen. Der Empfang der Familie ist frostig, der Bräutigam selbst außer Haus beim Junggesellenabschied. Einzig Henriette fühlt sich von dem außergewöhnlichen Charme des Gasts angezogen, der stets umgeben von seinen eigenen Märchenfiguren in einer Fantasiewelt lebt. Er verzaubert das nüchterne Zimmer in eine schillernde Unterwasserlandschaft und in überirdisch schöne Schlösser. Und er beginnt, der Braut des Freundes das Märchen der kleinen Meerjungfrau zu erzählen: Entflammt von der Liebe zu einem Prinzen möchte sie ein Mensch werden und ist bereit, dafür ihre Stimme und ihre Heimat zu opfern – und so ihr Leben aufs Spiel zu setzen. In ihrem Musiktheaterstück lassen Regisseur Philipp Stölzl, Komponist Jherek Bischoff und Librettist Jan Dvořák das Drama um die unerfüllte Liebe des dänischen Dichters in der prüden Biedermeierzeit mit seinem fantastischen literarischen Kosmos verschmelzen und erzählen in poetischen Bildern und mit bewegender Musik davon, dass Andersen sich in seiner berühmtesten Märchenfigur spiegelt. Nach «Das Vermächtnis» von Matthew Lopez – eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2023 – und «James Brown trug Lockenwickler» von Yasmina Reza arbeitet Regisseur Philipp Stölzl zum dritten Mal am Residenztheater, für «Andersens Erzählungen» erstmals gemeinsam mit dem US-Amerikaner Jherek Bischoff, der bereits für das Kronos Quartett, David Byrne und Robert Wilson komponierte. Inszenierung und Bühne: Philipp Stölzl Musikalische Leitung und Klavier: Stephen Delaney Bühne: Heike Vollmer Kostüme: Kathi Maurer Komposition: Jherek Bischoff Licht. Markus Schadel Choreografie: Sol Bilbao Lucuix, Claudio Costantino Dramaturgie: Johanna Mangold, Bettina Fischer, Almut Wagner, Julia Fahle Altersempfehlung: ab 10 Jahren Dauer: 2 Stunden 30 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Werther

Residenztheater

«Die Leiden des jungen Werther» geriet 1774 in ganz Europa zur literarischen Sensation und machte den erst 25-jährigen Goethe über Nacht zum Star der jungen Stürmer und Dränger. Ursprünglich wollte Goethe den Stoff über Werthers unerfüllte Liebe zu Lotte als Bühnenstück bearbeiten, entschied sich schließlich aber für die Form des Briefromans. Die Regisseurin Elsa-Sophie Jach greift Goethes verworfene Idee auf und transferiert in ihrer Werther-Bearbeitung das liebeskranke Alter Ego Goethes auf die Bühne. «WERTHER. Ein theatralischer Leichtsinn» erweitert dabei den erstaunlich modernen, flirrenden Goethe‘schen Gefühlsrausch um Texte einer Zeitgenossin Goethes: Karoline von Günderrode. Ihre eigenwillige, melancholische und hochpoetische Dichtung, die ihr die Bezeichnung «Sappho der Romantik» einbrachte, trifft mit ihrer emanzipatorischen Radikalität auf den emotionalen Überschwang von Goethes tragischem Anti-Helden. Inszenierung: Elsa-Sophie Jach Bühne und Kostüme: Aleksandra Pavlović Komposition und Musikalische Leitung: Max Kühn, Roman Sladek Licht: Barbara Westernach Dramaturgie: Constanze Kargl Altersempfehlung: ab 14 Jahren Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Ein Sommernachtstraum

Residenztheater

Deutsch von Angela Schanelec, In Zusammenarbeit mit Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens, Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main So schnell sind helle Dinge in Verwirrung. William Shakespeares «Ein Sommernachtstraum» ist ein heilloses Verwirrspiel der Emotionen. Nichts wird hier ausgelassen, alles bis zum Ende durchexerziert: von der Liebe auf den ersten Blick, dem Versprechen auf ewige Treue, bis zum animalischen Begehren, der rasenden Eifersucht und dem gemeinen Verrat – mal hochkomisch, dann wieder tieftragisch. Drei unterschiedliche Handlungsstränge verbindet Shakespeare in seiner bekanntesten und zugleich abgründigsten Komödie virtuos miteinander. Da ist zum einen das schier hoffnungslose Gefühlschaos zwischen den beiden Liebespaaren am Athener Hof, wo irgendwie jede*r jede*n liebt und doch nicht liebt, dann der finstere Ehestreit zwischen Titania und Oberon in der Feen- und Geisterwelt des Waldes und schließlich die verzweifelten Bemühungen einer örtlichen Laiengruppe ein Theaterstück einzustudieren. Der einzige, der in diesem Wirrwarr die Handlungsfäden in der Hand hält und auf das raffinierteste verwebt, ist eine von Shakespeares berühmtesten Theaterfiguren: Puck. Ein Troll, mit teuflischem Vergnügen am Chaos, der allein entscheidet, wer es hier mit wem, wann, wo und wie treibt. Stephan Kimmig verlegt das Geschehen in seiner Inszenierung aus dem antiken Athen in unsere Gegenwart. Seine Liebenden verirren sich nicht in einem Wald, sondern in der Wildnis der Großstadt. Kimmigs Figuren sind dabei genauso wie bei Shakespeare auf der Suche nach Liebe, nach ihrer Sexualität und ihrer Identität. Von ihren Gefühlen getrieben, verlieren sie sich im Beat und Drogenrausch der Clubnacht, um sich am Ende dann doch selbst zu finden. Inszenierung: Stephan Kimmig Bühne: Katja Haß Kostüme: Anja Rabes Musik: Michael Verhovec Licht: Gerrit Jurda Video: Mirko Borscht Dramaturgie: Barbara Sommer, Michael Billenkamp Bei dieser Inszenierung kommt Stroboskoplicht zum Einsatz. Dauer: 2 Stunden 55 Minuten, 1 Pause
Aufführungen | Schauspiel

Blind

Residenztheater

aus dem Niederländischen von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach Nach dem Tod seiner Frau lebt Richard abgeschottet in einer streng bewachten Gated Community. Seine langjährige Haushälterin hat er ohne ersichtlichen Grund entlassen. Nun nimmt er seine einzige Tochter Helen in die Pflicht, ihn zu versorgen, da er zunehmend pflegebedürftig wird. Zwischen Vater und Tochter herrschte lange Funkstille, trennt die beiden doch mehr, als sie verbindet. Richard – als ehemaliger erfolgreicher Ingenieur für Wasserwirtschaft immer noch mit einem großen Ego ausgestattet – respektiert weder Helens idealistische Berufsauffassung als Anwältin noch die Wahl ihres Ehemanns, eines Schwarzen Intellektuellen. Helen wiederum wirft ihm vor, sich den Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft zu entziehen, in der bewusster über Fragen von Geschlechtergerechtigkeit und Rassismus nachgedacht wird und in der nur der sorgsamere Umgang mit den knappen Ressourcen der Natur die Existenz nachfolgender Generationen garantiert. Bei einer der Stippvisiten der Tochter schließen die elektrischen Rollläden automatisch – so wie es bei einem Überfall vorgesehen ist. Vater und Tochter sind gezwungen, miteinander auszuharren. «Wie sollen wir miteinander leben?», fragt die meistgespielte niederländische Dramatikerin Lot Vekemans in ihrem neuen Stück und trifft damit den Nerv der Zeit. Sie zeigt auf eine sehr menschliche Weise die u vereinbar scheinenden Haltungen, die in vielen Familien und Freundeskreisen für Dissens und Konflikt sorgen. Vekemans’ Solo «Niemand wartet auf dich» mit Juliane Köhler wurde am Residenztheater mit großer Resonanz gestreamt. In «Blind» spielt sie an der Seite von Manfred Zapatka. Die deutschsprachige Erstaufführung von «Blind» inszeniert der Regisseur Matthias Rippert, der mit seinen präzisen Interpretationen zeitgenössischer Dramatik auf sich aufmerksam gemacht hat. Inszenierung: Matthias Rippert Bühne: Fabian Liszt Kostüme: Alfred Morina Musik: Robert Pawliczek Licht: Markus Schadel Dramaturgie: Almut Wagner Dauer: 1 Stunde 40 Minuten, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Die Ärztin

Residenztheater

aus dem Englischen von Christina Schlögl Dr. Ruth Wolff ist als Ärztin eine Koryphäe. Sie leitet ein auf Alzheimer-Forschung spezialisiertes Institut in einer angesehenen Privatklinik. Bei ihren Kolleg*innen ist sie wegen ihres wenig diplomatischen Auftretens allerdings nicht wirklich beliebt. Als diensthabende Ärztin hat sie es eher zufällig mit dem Fall eines 14-jährigen Mädchens zu tun, für das es nach einem misslungenen Eingriff keine Rettung mehr gibt. Als ein katholischer Priester ihr die Sterbesakramente erteilen will, verweigert die säkulare Jüdin Ruth ihm den Zutritt ins Krankenzimmer. Für Ruth ist dieser Streit eine Bagatelle, zumal sie sich im Recht sieht, doch der Vorfall schlägt rasch hohe Wellen: intern, weil einige Kollegen mit Ruths Verhalten nicht einverstanden sind, und extern, weil die Auseinandersetzung publik und darum eine Online-Petition gegen sie gestartet wird. Die Folge ist, dass erste Sponsoren drohen, ihre finanzielle Unterstützung von Krankenhaus und Institut einzustellen. Auch ihre Kolleg*innen konfrontieren sie mit antisemitischen und frauenfeindlichen Ressentiments. Am Ende sieht sich Ruth einem karriere- und existenzgefährdenden medialen Shitstorm ausgesetzt, in dem sich unterschiedliche religiöse, gesellschaftliche und ethische Positionen, mit Fragen nach Identität, Herkunft und Geschlecht vermischen und unversöhnlich gegenüberstehen. Autor und Regisseur Robert Icke hat Arthur Schnitzlers Stück «Professor Bernhardi» (1912) kongenial in die Gegenwart übersetzt. Die Londoner «Times» feierte«Die Ärztin» als eine «Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet». Icke spielt virtuos mit den Erwartungen und Erfahrungen der Zuschauer*innen, denn mit jedem Perspektivwechsel gilt es, nicht nur das Geschehen neu zu interpretieren, sondern auch die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Inszenierung: Miloš Lolić Bühne: Volker Thiele Kostüme: Ellen Hofmann Komposition: Valerio Tricoli Licht: Verena Mayr Dramaturgie: Katrin Michaels Dauer: 2 Stunden, Keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Sankt Falstaff

Residenztheater

Der Staatsstreich ist geglückt. Multiple Krisen und von langer Hand geplante Umsturzszenarien haben die alte Regierung weggefegt. Wie ein Quasikönig regiert Heinrich Bolingbrock mit seinen Gefolgsleuten das Land. Doch Heinrich ist alt und krank und es ist kein geeigneter Nachfolger in Sicht. Im Schatten dieser strauchelnden Herrschaft laufen die Geschäfte in Frau Flotts Containerkneipe hingegen ausgesprochen gut. Dort schlägt sich der in jeder Hinsicht raumgreifende John mit seinem Intimfreund Harri die Nächte um die Ohren – ein ungleiches Paar, verbunden durch die gemeinsame Lust an scharfzüngiger Rede und reichlich Bier. Als Harri jedoch aus dem Zentrum der Macht ein unmoralisches Angebot erreicht, wirft das nicht nur auf die Zukunft des Staats, sondern auch auf Johns Freundschaft zu Harri ein neues Licht. Wird er mit Harri aufsteigen oder müsste er nicht vielmehr der Fortpflanzung der illiberalen Herrschaft in den Schritt fahren? Vielleicht sogar um den Preis des eigenen Untergangs? Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten, worum auch die beiden anderen großen Shakespeare-Stoffe dieser Spielzeit – «Ein Sommernachtstraum» und «Romeo und Julia» – kreisen, wenn auch mit anderem Ausgang. «Verrohte Politik bringt ihre verrohten Wähler*innen hervor. Nicht umgekehrt. Wie aber widersteht man dieser Psychopolitik der Extremisierung? Vielleicht kann man ja bei John Falstaff in seiner Kneipe in die Lehre gehen, weil sein Herz in Wahrheit weiter und unbestechlicher ist, als es ihm selbst sein Erfinder Shakespeare zugetraut hat: den toxischen Zeiten zum Trotz bis in die letzte Faser hinein völlig atoxisch.» Ewald Palmetshofer Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten, worum auch die beiden anderen großen Shakespeare-Stoffe dieser Spielzeit – «Ein Sommernachtstraum» und «Romeo und Julia» – kreisen, wenn auch mit anderem Ausgang. Inszenierung: Alexander Eisenach Bühne: Daniel Wollenzin Kostüme: Claudia Irro Musik: Benedikt Brachtel, Sven Michelson Licht: Verena Mayr Video: Oliver Rossol Dramaturgie: Constanze Kargl
Aufführungen | Schauspiel

Romeo und Julia

Residenztheater

Premiere: 16.5.2025 Im vermeintlich romantischsten Stück des Sprachgenies Shakespeare spricht auf Veronas Straßen zunächst einmal weniger die Zunge als die Klinge. Es herrscht Krieg. Obwohl der Prinz zwischen den verfeindeten Clans Montague und Capulet einen Waffenstillstand verhängt hat, genügt schon die kleinste Provokation, um weitere Tote zu beklagen. Einzig die jüngsten Sprösslinge der verfeindeten Familien finden eine neue Sprache jenseits der Waffen, und zwar eine einzigartige: «Hier wütet Hass, doch Liebe wütet mehr», setzen Romeo und Julia dem Krieg ihrer Verwandten entgegen, wenn auch erst mal nur heimlich. Von Beginn an schwingt in der zarten Poesie der Verführung auch die Utopie mit, dass diese Liebe einen Frieden übers eigene Glück hinaus stiften könnte. Ganz im Gegensatz zum vermutlich zeitgleich entstandenen «Sommernachtstraum» ist die Nacht hier die Stunde der wahren Gefühle, der Moment, in dem die Masken fallen und Name wie Herkunft nichts mehr gelten. Auch wenn Shakespeare seine Liebenden den Gesang der Lerche letztlich nicht überleben lässt, bringt er durch ihr Beispiel ans Licht, dass ein Ende der Kampfhandlungen möglich ist. Für die Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach geht es in ihrer Inszenierung um die Handlungsräume, die nicht nur den verfeindeten Häusern, sondern auch ganz grundsätzlich den Geschlechtern in diesem Spiel um Liebe und Tod zugewiesen sind. «Wenig ist, was es zu sein vorgibt in der berühmtesten Liebesgeschichte des Theaters, am wenigsten die Menschen. Deren Sprache ist doppeldeutig, anrüchig, überfließend, wunderschön. Sie selbst getrieben, haltlos, unbedingt. Sind es Hass oder Liebe, die den Menschen steuern, oder ist es Gier? Und ist ein Innehalten, eine Verständigung im Zustand des Taumelns noch möglich? Oft, wenn der Mensch dem Tod sehr nahe ist, wird er sehr heiter, sagt Romeo, sie nennen das den Blitz vorm Tod.» Elsa-Sophie Jach Inszenierung: Elsa-Sophie Jach Bühne: Marlene Lockemann Kostüme: Johanna Stenzel Komposition: Max Kühn Choreografie: Dominik Więcek Licht: Barbara Westernach Dramaturgie: Katrin Michaels Video: Jonas Alsleben In Kooperation mit dem Deutschen Theatermuseum München. Unterstützt vom Förderverein Freunde* des Residenztheaters
Aufführungen | Schauspiel

Warten auf Godot

Residenztheater

An einer Landstraße an einem unbestimmten Ort zu unbestimmter Zeit warten Wladimir und Estragon auf Godot. Weder wissen sie, wer er ist, noch was sie von ihm wollen. Unklar ist auch, wann beziehungsweise ob er kommen wird. Die Zeit des Wartens verbringen sie mit Konversationen gegen die Stille, mit Spielen, die alltäglichen Verrichtungen ähneln, sowie mit Sinn simulierendem Streit samt Versöhnung. Unterbrochen wird ihre Monotonie von Pozzo, einem die Peitsche schwingenden Herrn, und dessen Knecht Lucky, der auf Befehl Tanz und Denknummern zum Besten gibt und sich dabei in wirre Monologe manövriert, die dem Untergang der Ratio huldigen. Wenige Bühnenwerke verlangen so sehr nach Deutung wie «Warten auf Godot», haben eine derart ausufernde Menge an Interpretationen provoziert. Samuel Beckett selbst meinte: «Ich weiß nicht, wer Godot ist. Ich weiß auch nicht, ob er existiert. Und ich weiß nicht, ob die zwei, die ihn erwarten, an ihn glauben oder nicht.» Als der Literaturnobelpreisträger diesen modernen Klassiker und Inbegriff des absurden Theaters 1948 schrieb, waren die Gräuel des Zweiten Weltkriegs noch allgegenwärtig und die Aufarbeitung des Holocaust gesellschaftliches Tabu. Auch die Vergangenheit Wladimirs und Estragons bleibt völlig offen: Waren sie wie ihr Autor in der Résistance? Sind sie Überlebende einer (atomaren) Katastrophe, denen nichts fernerliegt, als ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? Oder repräsentieren die beiden, wie Estragon sagt, «die Menschheit, ob es uns passt oder nicht» – eine Menschheit, die unter Gedächtnisschwund leidet, um sich ihrer (Mit-)Schuld nicht gewahr werden zu müssen? Oder ziehen sie bloß die Ödnis des Wartens der Notwendigkeit zu handeln vor? Vielleicht verhält es sich aber so, wie Joachim Kaiser, einer der einflussreichsten Theaterkritiker seiner Zeit, formuliert und «jeder träumt sich seinen eigenen Traum über Becketts Albtraumpartikel zurecht». Regie führt Claudia Bauer, die für ihre musikalischen, slapstickaffinen Inszenierungen vielfach ausgezeichnet wurde und ab dieser Spielzeit Hausregisseurin am Residenztheater ist. Inszenierung: Claudia Bauer Bühne: Andreas Auerbach Kostüme: Vanessa Rust Komposition und musikalische Leitung: Michael Gumpinger Licht: Gerrit Jurda Dramaturgie: Constanze Kargl Video: Jonas Alsleben
Aufführungen | Performance

Ligia Lewis. study now steady. Performance

Haus der Kunst

Körper liegen in verdrehter Haltung auf dem Boden. Sie wirken wie Skulpturen. Erst langsame, dann ruckartige Bewegungen lassen sie aus der Erstarrung brechen. Ihre Zuckungen werden zu choreografierten Loops. Aus ihrer Vereinzelung finden sie zu temporären Gemeinschaften zusammen: soziale Skulpturen, die von Wiederholung und Erinnerung geprägt sind. Im Rahmen der Ausstellung „Ligia Lewis. study now steady“ präsentiert das Haus der Kunst in Kooperation mit dem International DANCE Festival München die Europapremiere der performativen Installation study now steady der US-amerikanischen Choreografin Ligia Lewis. An jedem Öffnungstag vollziehen die Performer*innen in der Südgalerie des Haus der Kunst ritualisierte choreografische Patterns. Übungen in Wiederholung und Dauer, die Geschichten von Rassismus, Gewalt und Widerstand erzählen. Dabei entsteht ein gemeinsamer Raum mit dem Publikum, in dem zwischen Performer*innen und Publikum ein Bewusstsein dafür entsteht, was es bedeutet, dem Blick des jeweils anderen ausgesetzt zu sein. Sprache: Englisch Der Eintritt ist frei. „Ligia Lewis. study now steady“ wird präsentiert vom Haus der Kunst in Kooperation mit International DANCE Festival München.
Aufführungen | Performance

Jefta van Dinthers. Ausland. Performance

Haus der Kunst

Im Rahmen der Live-Ausstellung „Ligia Lewis. study now steady“ und des International DANCE Festival München finden Live-Präsentationen im Haus der Kunst statt, darunter Jefta van Dinthers Performance Ausland. Unsere Gegenwart besteht aus einer Vielzahl von Realitäten. Das Feld, das wir einmal Wirklichkeit nannten, wird fortwährend erweitert. Dabei entstehen neue Räume und Bewusstseinszustände, Perspektiven und Potenziale. Zugleich war die Versuchung, der Welt zu entfliehen, nie größer als jetzt. Jefta van Dinthers Ausland untersucht das menschliche Begehren, in alternative Realitäten einzutauchen und sich in ihnen zu verlieren. Das Publikum bewegt sich dabei frei durch ein immersives Setting, das die Westgalerie des Haus der Kunst in ein traumartiges Labyrinth verwandelt. Jede*r Zuschauer*in begibt sich auf eine individuelle Reise voller menschlicher und unmenschlicher Begegnungen. Zwischen Tanz und Gesang, Ritual und Gaming bewegen sich die Körper der Performer*innen durch cinematische Bildwelten und schaffen dabei immer wieder berührende Momente der Zartheit und Verletzlichkeit. Der schwedisch-niederländische Choreograf Jefta van Dinther lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten touren weltweit und wurden in München bereits mehrfach im Rahmen der Tanzwerkstatt Europa gezeigt. Ausland markiert sein bis dato größtes interdisziplinäres Projekt und wird als Kollaboration zwischen dem International DANCE Festival München und der Tanzwerkstatt Europa präsentiert. Die musikalische Komposition der Performance stammt von Billy Bultheel, der die Musik für zahlreiche Arbeiten der Künstlerin Anne Imhof geschrieben hat. Seine Kompositionen erscheinen auf dem Berliner Label PAN-Records. Bitte beachten Sie, dass der Zugang zur Veranstaltung in der Westgalerie über die westliche Terrasse des Haus der Kunst erfolgt, da der Ausstellungsbetrieb und der Haupteingang zum Zeitpunkt der Veranstaltung bereits geschlossen sind. Tickets gibt es über die Website von International DANCE Festival München.
Aufführungen | Performance

DANCE x AKADEMIE. Performance

Haus der Kunst

Im Rahmen der Live-Ausstellung „Ligia Lewis. study now steady“ und des International DANCE Festival München finden Live-Präsentationen im Haus der Kunst statt, darunter DANCE x AKADEMIE. Die Verbindungslinien zwischen zeitgenössischem Tanz und Bildender Kunst sind vielfältig. Während der Tanz sich immer wieder von der Formensprache der Bildenden Kunst inspiriert zeigt, gibt es von der anderen Seite her eine Hinwendung zu performativen Formaten, die in Museen und Galerien stattfinden. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung schafft das International DANCE Festival München gemeinsam mit der Akademie der Bildenden Künste München eine neuartige Kollaboration: Die Studierenden der Klassen von Alexandra Pirici (Performance) und Julian Rosefeldt (Medienkunst) wurden eingeladen, im Rahmen eines Open Calls Konzeptideen für performative Arbeiten zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf Arbeiten, in denen menschliche Körper und deren wechselseitige Beziehungen im Fokus stehen. Von den eingereichten Konzepten wurden von einer Jury zehn Arbeiten ausgewählt, die im Rahmen des Festivals umgesetzt werden. Eine Reihe von Performances wird während Open Haus im Mai im Haus der Kunst aufgeführt. Das Partner­schafts­programm findet in mehreren Institutionen statt, unter anderem im Kunstbau im Lenbachhaus. Der Eintritt ist frei. „DANCE x AKADEMIE“ wird präsentiert vom Haus der Kunst in Kooperation mit International DANCE Festival München.
Aufführungen | Performance

Ligia Lewis. deader than dead. Performance

Haus der Kunst

Ligia Lewis Videoarbeit deader than dead, die in der Ausstellung „Ligia Lewis. study now steady“ zu sehen ist, wird an zwei Tagen als Live-Performance im Haus der Kunst aufgeführt. „Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow“ – Macbeths berühmter Monolog über die sinnlose Endlosschleife Leben bildet den Ausgangspunkt für die Eröff­nungs­per­for­mance von International DANCE Festival München. Die Künstlerin und Choreografin Ligia Lewis nimmt ihn zum Anlass, um über Entfremdung und Wiederholung zu reflektieren. Die Aus­weg­losig­keit des Schick­­sals ge­winnt bei Lewis eine politische Dimension. Lewis arbeitet mit dem Kom­po­nisten Slauson Malone zusammen, der im Haus der Kunst schon bei TUNE aufgetreten ist. Die Performance beginnt mit einer gehauchten Darbietung von Macbeths letztem Monolog aus Shakespeares Tragödie: „Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow creeps in this petty pace from day to day“, während sich ein Performer über die Tanzfläche bewegt, eine Abfolge von Bewegungen probt und wiederholt – stockend in ihrem Fluss. Indem Ligia Lewis mit Macbeths Reflexionen über Sterblichkeit und die Sinnlosigkeit des Lebens beginnt, setzt sie die Lebendigkeit des Werks in einen direkten Dialog mit dem Tod. Während sich deader than dead entfaltet, setzt Lewis auf Wiederholung, um narrative Strukturen zu verflachen und Höhepunkte zu vermeiden. Die Performer*innen schwanken zwischen „deadpan“ – einer ausdruckslosen Darbietungsform, die emotionale Distanz herstellt – und Slapstick – einer überzeichneten, fast plastischen Performativität. Die Tänzer*innen zucken, winden sich und bewegen sich in wiederkehrenden Mustern, die von Momenten der Stille unterbrochen werden – begleitet von einem Soundtrack aus angestrengtem Atem, treibenden Techno-Beats und Chormusik aus dem 14. Jahrhundert. „Tels rit au main qui au soir pleure“ („Wer am Morgen lacht, weint am Abend“), eine Ballade des französischen Dichters und Komponisten Guillaume de Machaut (1300–1377), untermalt Teile der Aufführung. Indem es auf die mittelalterliche Tradition der Klage zurückgreift, wird das Stück als endlose Beschwerde inszeniert – eine Darlegung der Grenzen von Fortschritt. Mit jeder Wiederholung verfällt die Performance, entzaubert den Schein der Darstellung und dekonstruiert sich selbst. Lewis’ danse macabre, ihre choreografierte Allegorie auf die unausweichliche Präsenz des Todes, ruft ein eindringliches Gefühl von Unheil hervor – ein Gefangensein im Albtraum der Gegenwart als ein Produkt der Geschichte. Tomorrow and tomorrow and tomorrow wird kommen, und so wird, so suggeriert deader than dead, sich jeder Versuch von Fortschritt auflösen, stolpern, fehlschlagen und so enden, wie er begann: in Nichtigkeit, in Absurdität, in einer Endlosschleife. Tickets gibt es über die Website von International DANCE Festival München. „Ligia Lewis. deader than dead“ wird präsentiert vom Haus der Kunst in Kooperation mit International DANCE Festival München. Sprache: Englisch
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TAF. step through. Eröffnungsperformance

Haus der Kunst

step through ist eine Performanceserie von TAF (Turkish-Armenian Friendship), die im Rahmen von Gülbin Ünlüs Auftragswerk Nostralgia im Haus der Kunst entwickelt wurde. Die 30-minütige Performance verbindet Klang, Bewegung und Bild zu einer langsamen Transformation – ein Zusammenspiel aus Konzert, Erscheinung und Unterbrechung. Die Performance beginnt hinter verschlossenen Türen: ein Flimmern, ein Geräusch, ein Schatten. Figuren tauchen auf, wie Szenen aus einem verblassenden Film – kaum wahrnehmbar, sich durch die versiegelten Schwellen des Gebäudes bewegend. Der Personaleingang wird zu einem lebendigen Portal, an dem Fiktion und Präsenz aufeinandertreffen. Weder ganz drinnen noch ganz draußen bewegen sich die Performer*innen durch sich verändernde Zustände und verbinden die geschlossene Architektur mit dem offenen Raum des Englischen Gartens. Jede Performance wird zu einem surrealen Übergang – von den Grenzen des Gebäudes in die Weite des Außenraums. Die Transformation ist körperlich, emotional und symbolisch: von innen nach außen, von Grautönen zu vollen Spektren, von verschütteten Geschichten zu einem instabilen Terrain des kollektiven Werdens. TAF wurde 2022 von Gülbin Ünlü und Veronica Burnuthian gegründet und später von Erol Dizdar sowie einem wechselnden Kreis von Mitwirkenden verstärkt. Im Dialog mit Ünlüs weiterem Werk betrachtet die Band Klang als ein Portal – wie die versiegelten Türen, die auf alternative Erzählungen und unerfüllte Realitäten hinweisen. In diesem Kontext wird TAF zu einer klanglichen und performativen Antwort: einer Weigerung, sich innerhalb auferlegter Geschichten einzuschränken, einer Bewegung durch und über den westlichen Blick hinaus. TAF bezieht sich auf DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft), leitet jedoch deren Erbe neu und vermischt post-SciFi-Orient-Beats, diasporische Spuren und zeitgenössische Rhythmen. Jede Performance stellt eine neue Konfiguration dar – neue Rituale, die auf Transformation drängen. TAF bewegt sich dazwischen: zwischen Sprachen, Szenen, Systemen. Sie suchen nicht nach einer Auflösung, sondern nach Resonanz. Während Gülbin Ünlü die versiegelten Türen des Haus der Kunst als Eingänge zu parallelen Realitäten neu imaginiert, erweitert TAF bei jedem Open Haus die Einladung: step through. Nostralgia von Gülbin Ünlü wird unterstützt von SAHA.

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