zur Startseite
15

Residenztheater

Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.

Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.

Kontakt

Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München

Telefon: +49 (0)89 2185 1940
Fax: +49 (0)89 2185 2185
E-Mail: tickets@residenztheater.de

Bewertungschronik

Residenztheater bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Residenztheater

Schauspiel

Romeo und Julia

von William Shakespeare

Premiere: 16.5.2025

Im vermeintlich romantischsten Stück des Sprachgenies Shakespeare spricht auf Veronas Straßen zunächst einmal weniger die Zunge als die Klinge. Es herrscht Krieg. Obwohl der Prinz zwischen den verfeindeten Clans Montague und Capulet einen Waffenstillstand verhängt hat, genügt schon die kleinste Provokation, um weitere Tote zu beklagen. Einzig die jüngsten Sprösslinge der verfeindeten Familien finden eine neue Sprache jenseits der Waffen, und zwar eine einzigartige: «Hier wütet Hass, doch Liebe wütet mehr», setzen Romeo und Julia dem Krieg ihrer Verwandten entgegen, wenn auch erst mal nur heimlich. Von Beginn an schwingt in der zarten Poesie der Verführung auch die Utopie mit, dass diese Liebe einen Frieden übers eigene Glück hinaus stiften könnte.

Ganz im Gegensatz zum vermutlich zeitgleich entstandenen «Sommernachtstraum» ist die Nacht hier die Stunde der wahren Gefühle, der Moment, in dem die Masken fallen und Name wie Herkunft nichts mehr gelten. Auch wenn Shakespeare seine Liebenden den Gesang der Lerche letztlich nicht überleben lässt, bringt er durch ihr Beispiel ans Licht, dass ein Ende der Kampfhandlungen möglich ist.

Für die Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach geht es in ihrer Inszenierung um die Handlungsräume, die nicht nur den verfeindeten Häusern, sondern auch ganz grundsätzlich den Geschlechtern in diesem Spiel um Liebe und Tod zugewiesen sind.

«Wenig ist, was es zu sein vorgibt in der berühmtesten Liebesgeschichte des Theaters, am wenigsten die Menschen. Deren Sprache ist doppeldeutig, anrüchig, überfließend, wunderschön. Sie selbst getrieben, haltlos, unbedingt. Sind es Hass oder Liebe, die den Menschen steuern, oder ist es Gier? Und ist ein Innehalten, eine Verständigung im Zustand des Taumelns noch möglich? Oft, wenn der Mensch dem Tod sehr nahe ist, wird er sehr heiter, sagt Romeo, sie nennen das den Blitz vorm Tod.» Elsa-Sophie Jach

Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Marlene Lockemann
Kostüme: Johanna Stenzel
Komposition: Max Kühn
Choreografie: Dominik Więcek
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Katrin Michaels
Video: Jonas Alsleben

In Kooperation mit dem Deutschen Theatermuseum München.
Unterstützt vom Förderverein Freunde* des Residenztheaters

Romeo und Julia bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Romeo und Julia

Schauspiel

Warten auf Godot

von Samuel Beckett

An einer Landstraße an einem unbestimmten Ort zu unbestimmter Zeit warten Wladimir und Estragon auf Godot. Weder wissen sie, wer er ist, noch was sie von ihm wollen. Unklar ist auch, wann beziehungsweise ob er kommen wird. Die Zeit des Wartens verbringen sie mit Konversationen gegen die Stille, mit Spielen, die alltäglichen Verrichtungen ähneln, sowie mit Sinn simulierendem Streit samt Versöhnung. Unterbrochen wird ihre Monotonie von Pozzo, einem die Peitsche schwingenden Herrn, und dessen Knecht Lucky, der auf Befehl Tanz und Denknummern zum Besten gibt und sich dabei in wirre Monologe manövriert, die dem Untergang der Ratio huldigen.

Wenige Bühnenwerke verlangen so sehr nach Deutung wie «Warten auf Godot», haben eine derart ausufernde Menge an Interpretationen provoziert. Samuel Beckett selbst meinte: «Ich weiß nicht, wer Godot ist. Ich weiß auch nicht, ob er existiert. Und ich weiß nicht, ob die zwei, die ihn erwarten, an ihn glauben oder nicht.» Als der Literaturnobelpreisträger diesen modernen Klassiker und Inbegriff des absurden Theaters 1948 schrieb, waren die Gräuel des Zweiten Weltkriegs noch allgegenwärtig und die Aufarbeitung des Holocaust gesellschaftliches Tabu. Auch die Vergangenheit Wladimirs und Estragons bleibt völlig offen: Waren sie wie ihr Autor in der Résistance? Sind sie Überlebende einer (atomaren) Katastrophe, denen nichts fernerliegt, als ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? Oder repräsentieren die beiden, wie Estragon sagt, «die Menschheit, ob es uns passt oder nicht» – eine Menschheit, die unter Gedächtnisschwund leidet, um sich ihrer (Mit-)Schuld nicht gewahr werden zu müssen? Oder ziehen sie bloß die Ödnis des Wartens der Notwendigkeit zu handeln vor? Vielleicht verhält es sich aber so, wie Joachim Kaiser, einer der einflussreichsten Theaterkritiker seiner Zeit, formuliert und «jeder träumt sich seinen eigenen Traum über Becketts Albtraumpartikel zurecht».

Regie führt Claudia Bauer, die für ihre musikalischen, slapstickaffinen Inszenierungen vielfach ausgezeichnet wurde und ab dieser Spielzeit Hausregisseurin am Residenztheater ist.

Inszenierung: Claudia Bauer
Bühne: Andreas Auerbach
Kostüme: Vanessa Rust
Komposition und musikalische Leitung: Michael Gumpinger
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Constanze Kargl
Video: Jonas Alsleben

Warten auf Godot bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Warten auf Godot

Schauspiel

Sankt Falstaff

von Ewald Palmetshofer frei nach Shakespeares «King Henry IV»

Der Staatsstreich ist geglückt. Multiple Krisen und von langer Hand geplante Umsturzszenarien haben die alte Regierung weggefegt. Wie ein Quasikönig regiert Heinrich Bolingbrock mit seinen Gefolgsleuten das Land. Doch Heinrich ist alt und krank und es ist kein geeigneter Nachfolger in Sicht. Im Schatten dieser strauchelnden Herrschaft laufen die Geschäfte in Frau Flotts Containerkneipe hingegen ausgesprochen gut. Dort schlägt sich der in jeder Hinsicht raumgreifende John mit seinem Intimfreund Harri die Nächte um die Ohren – ein ungleiches Paar, verbunden durch die gemeinsame Lust an scharfzüngiger Rede und reichlich Bier. Als Harri jedoch aus dem Zentrum der Macht ein unmoralisches Angebot erreicht, wirft das nicht nur auf die Zukunft des Staats, sondern auch auf Johns Freundschaft zu Harri ein neues Licht. Wird er mit Harri aufsteigen oder müsste er nicht vielmehr der Fortpflanzung der illiberalen Herrschaft in den Schritt fahren? Vielleicht sogar um den Preis des eigenen Untergangs?

Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten, worum auch die beiden anderen großen Shakespeare-Stoffe dieser Spielzeit – «Ein Sommernachtstraum» und «Romeo und Julia» – kreisen, wenn auch mit anderem Ausgang.

«Verrohte Politik bringt ihre verrohten Wähler*innen hervor. Nicht umgekehrt. Wie aber widersteht man dieser Psychopolitik der Extremisierung? Vielleicht kann man ja bei John Falstaff in seiner Kneipe in die Lehre gehen, weil sein Herz in Wahrheit weiter und unbestechlicher ist, als es ihm selbst sein Erfinder Shakespeare zugetraut hat: den toxischen Zeiten zum Trotz bis in die letzte Faser hinein völlig atoxisch.» Ewald Palmetshofer

Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten, worum auch die beiden anderen großen Shakespeare-Stoffe dieser Spielzeit – «Ein Sommernachtstraum» und «Romeo und Julia» – kreisen, wenn auch mit anderem Ausgang.

Inszenierung: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Kostüme: Claudia Irro
Musik: Benedikt Brachtel, Sven Michelson
Licht: Verena Mayr
Video: Oliver Rossol
Dramaturgie: Constanze Kargl

Sankt Falstaff bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Sankt Falstaff

Schauspiel

Blind

von Lot Vekemans

aus dem Niederländischen von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach

Nach dem Tod seiner Frau lebt Richard abgeschottet in einer streng bewachten Gated Community. Seine langjährige Haushälterin hat er ohne ersichtlichen Grund entlassen. Nun nimmt er seine einzige Tochter Helen in die Pflicht, ihn zu versorgen, da er zunehmend pflegebedürftig wird. Zwischen Vater und Tochter herrschte lange Funkstille, trennt die beiden doch mehr, als sie verbindet. Richard – als ehemaliger erfolgreicher Ingenieur für Wasserwirtschaft immer noch mit einem großen Ego ausgestattet – respektiert weder Helens idealistische Berufsauffassung als Anwältin noch die Wahl ihres Ehemanns, eines Schwarzen Intellektuellen. Helen wiederum wirft ihm vor, sich den Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft zu entziehen, in der bewusster über Fragen von Geschlechtergerechtigkeit und Rassismus nachgedacht wird und in der nur der sorgsamere Umgang mit den knappen Ressourcen der Natur die Existenz nachfolgender Generationen garantiert. Bei einer der Stippvisiten der Tochter schließen die elektrischen Rollläden automatisch – so wie es bei einem Überfall vorgesehen ist. Vater und Tochter sind gezwungen, miteinander auszuharren.

«Wie sollen wir miteinander leben?», fragt die meistgespielte niederländische Dramatikerin Lot Vekemans in ihrem neuen Stück und trifft damit den Nerv der Zeit. Sie zeigt auf eine sehr menschliche Weise die u vereinbar scheinenden Haltungen, die in vielen Familien und Freundeskreisen für Dissens und Konflikt sorgen.

Vekemans’ Solo «Niemand wartet auf dich» mit Juliane Köhler wurde am Residenztheater mit großer Resonanz gestreamt. In «Blind» spielt sie an der Seite von Manfred Zapatka. Die deutschsprachige Erstaufführung von «Blind» inszeniert der Regisseur Matthias Rippert, der mit seinen präzisen Interpretationen zeitgenössischer Dramatik auf sich aufmerksam gemacht hat.

Inszenierung: Matthias Rippert
Bühne: Fabian Liszt
Kostüme: Alfred Morina
Musik: Robert Pawliczek
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Almut Wagner

Dauer: 1 Stunde 40 Minuten, Keine Pause

Blind bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Blind

Schauspiel

Die Ärztin

von Robert Icke sehr frei nach «Professor Bernhardi» von Arthur Schnitzler

aus dem Englischen von Christina Schlögl

Dr. Ruth Wolff ist als Ärztin eine Koryphäe. Sie leitet ein auf Alzheimer-Forschung spezialisiertes Institut in einer angesehenen Privatklinik. Bei ihren Kolleg*innen ist sie wegen ihres wenig diplomatischen Auftretens allerdings nicht wirklich beliebt. Als diensthabende Ärztin hat sie es eher zufällig mit dem Fall eines 14-jährigen Mädchens zu tun, für das es nach einem misslungenen Eingriff keine Rettung mehr gibt. Als ein katholischer Priester ihr die Sterbesakramente erteilen will, verweigert die säkulare Jüdin Ruth ihm den Zutritt ins Krankenzimmer. Für Ruth ist dieser Streit eine Bagatelle, zumal sie sich im Recht sieht, doch der Vorfall schlägt rasch hohe Wellen: intern, weil einige Kollegen mit Ruths Verhalten nicht einverstanden sind, und extern, weil die Auseinandersetzung publik und darum eine Online-Petition gegen sie gestartet wird. Die Folge ist, dass erste Sponsoren drohen, ihre finanzielle Unterstützung von Krankenhaus und Institut einzustellen. Auch ihre Kolleg*innen konfrontieren sie mit antisemitischen und frauenfeindlichen Ressentiments. Am Ende sieht sich Ruth einem karriere- und existenzgefährdenden medialen Shitstorm ausgesetzt, in dem sich unterschiedliche religiöse, gesellschaftliche und ethische Positionen, mit Fragen nach Identität, Herkunft und Geschlecht vermischen und unversöhnlich gegenüberstehen.

Autor und Regisseur Robert Icke hat Arthur Schnitzlers Stück «Professor Bernhardi» (1912) kongenial in die Gegenwart übersetzt. Die Londoner «Times» feierte«Die Ärztin» als eine «Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet». Icke spielt virtuos mit den Erwartungen und Erfahrungen der Zuschauer*innen, denn mit jedem Perspektivwechsel gilt es, nicht nur das Geschehen neu zu interpretieren, sondern auch die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen.

Inszenierung: Miloš Lolić
Bühne: Volker Thiele
Kostüme: Ellen Hofmann
Komposition: Valerio Tricoli
Licht: Verena Mayr
Dramaturgie: Katrin Michaels

Dauer: 2 Stunden, Keine Pause

Die Ärztin bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Die Ärztin

Schauspiel

Ein Sommernachtstraum

von William Shakespeare

Deutsch von Angela Schanelec, In Zusammenarbeit mit Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens, Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

So schnell sind helle Dinge in Verwirrung.

William Shakespeares «Ein Sommernachtstraum» ist ein heilloses Verwirrspiel der Emotionen. Nichts wird hier ausgelassen, alles bis zum Ende durchexerziert: von der Liebe auf den ersten Blick, dem Versprechen auf ewige Treue, bis zum animalischen Begehren, der rasenden Eifersucht und dem gemeinen Verrat – mal hochkomisch, dann wieder tieftragisch. Drei unterschiedliche Handlungsstränge verbindet Shakespeare in seiner bekanntesten und zugleich abgründigsten Komödie virtuos miteinander. Da ist zum einen das schier hoffnungslose Gefühlschaos zwischen den beiden Liebespaaren am Athener Hof, wo irgendwie jede*r jede*n liebt und doch nicht liebt, dann der finstere Ehestreit zwischen Titania und Oberon in der Feen- und Geisterwelt des Waldes und schließlich die verzweifelten Bemühungen einer örtlichen Laiengruppe ein Theaterstück einzustudieren. Der einzige, der in diesem Wirrwarr die Handlungsfäden in der Hand hält und auf das raffinierteste verwebt, ist eine von Shakespeares berühmtesten Theaterfiguren: Puck. Ein Troll, mit teuflischem Vergnügen am Chaos, der allein entscheidet, wer es hier mit wem, wann, wo und wie treibt.

Stephan Kimmig verlegt das Geschehen in seiner Inszenierung aus dem antiken Athen in unsere Gegenwart. Seine Liebenden verirren sich nicht in einem Wald, sondern in der Wildnis der Großstadt. Kimmigs Figuren sind dabei genauso wie bei Shakespeare auf der Suche nach Liebe, nach ihrer Sexualität und ihrer Identität. Von ihren Gefühlen getrieben, verlieren sie sich im Beat und Drogenrausch der Clubnacht, um sich am Ende dann doch selbst zu finden.

Inszenierung: Stephan Kimmig
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Anja Rabes
Musik: Michael Verhovec
Licht: Gerrit Jurda
Video: Mirko Borscht
Dramaturgie: Barbara Sommer, Michael Billenkamp

Bei dieser Inszenierung kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.

Dauer: 2 Stunden 55 Minuten, 1 Pause

Ein Sommernachtstraum bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Ein Sommernachtstraum

Schauspiel

Maria Stuart

von Friedrich Schiller

Maria Stuart, die entthronte schottische Königin, sucht in England Asyl, findet sich aber alsbald in Festungshaft, da ihre Tante, die englische Königin Elisabeth Tudor, Ermittlungen gegen sie aufnimmt: Maria war angeblich im Alter von siebzehn Jahren in die Ermordung ihres Ehemanns verstrickt – so die offizielle Anklage, gerüchtehalber aber auch in ein ganz aktuelles Umsturzkomplott. Schiller zeichnet keine seiner Protagonistinnen in besonders schmeichelhaftem Licht: Maria als impulsive Verführerin, Elisabeth als eifersüchtige und entscheidungsscheue Regentin. An Goethe schreibt er 1799 über seinen «poetischen Kampf mit dem historischen Stoff», bevor es ihm gelingt, «der Phantasie eine Freiheit über die Geschichte zu verschaffen». Und diese Freiheit besteht auch darin, aus der beliebten «Virgin Queen» – die in ihrer Regentschaft jahrelange Querelen mit Frankreich befriedete, den Staatshaushalt konsolidierte, den Grundstein von Seemacht und Commonwealth legte, eine Blütezeit für Künste und Wissenschaft schuf – eine Zauderin zu machen, die lieber sterben möchte, als über den Konflikt mit Maria zu entscheiden. Hier schreibt sich auch Schillers eigene Gegenwart in das Stück ein, in der wenige Jahre zuvor Marie Antoinette als eine der Frontfrauen des Absolutismus auf dem Schafott ihr Ende fand: «Dies Land, Mylady, hat in letzten Zeiten / Der königlichen Frauen mehr vom Thron / Herab aufs Blutgerüste steigen sehn». Denn im Hintergrund dieses Politthrillers um Ämternachfolge und Staatskonfession lauert immer der Volksaufstand, der schließlich beide Königinnen den Kragen kosten könnte.

Schiller lässt nicht nur den Hofstaat, sondern auch seine Majestäten selbst zweifeln, ob es ein einzelner Mensch vermag, im Sinne eines Volks zu entscheiden, und exerziert diese «Furcht, die schreckliche Begleitung der Tyrannei» in allen Schattierungen durch. Er schreibt so nicht nur ein Stück über das Zögern einer Staatenlenkerin, sondern auch über die Notwendigkeit der Demokratie. Dass diese Debatte wie in der antiken «Orestie» ihren Anfang mit einem Gattenmord und ihr Ende im Irren der Entscheidung der Einzelnen findet, ist vielleicht kein Zufall.

«Ein Stück über das NICHT-Handeln. Über die radikale Einsamkeit und unentrinnbare (Ohn-)Macht, in die eine menschliche Machthaberin hineingerät. Mich interessiert die Faszination dieser Frau an der anderen, das Erkennen ihrer selbst in der anderen. Und ihr schlussendliches TROTZDEM-Handeln, getrieben von einem in sich falschen System, in dem es nur die eine Entscheidung geben kann.» Nora Schlocker

Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne: Irina Schicketanz
Kostüme: Jana Findeklee, Joki Tewes
Komposition und Sounddesign: Philipp Weber
Licht: Gerrit Jurda
Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry
Dramaturgie: Constanze Kargl

Bei dieser Inszenierung kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.

Die weiblichen Hauptfiguren Maria Stuart und Elisabeth werden beide von Pia Händler und Lisa Stiegler verkörpert. Die Besetzung wird zu Beginn jeder Vorstellung ausgelost.

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, 1 Pause

Maria Stuart bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Maria Stuart

Schauspiel

Prima Facie

von Suzie Miller

Tessa Ensler ist eine knallharte Strafverteidigerin. Mit Anfang dreißig hat sie geschafft, was die wenigsten ihr zugetraut hätten: den Weg aus einem Milieu ohne Privilegien an die Eliteuni und dann in die Topkanzlei. Ihre Königsdisziplin ist die Verteidigung in Fällen sexueller Übergriffe. Ist ihre Freispruchrate so hoch, weil sie eine Frau ist, wie geunkt wird? Oder weil sie so gut Lücken und Widersprüche in den Aussagen der weiblichen Opfer aufspürt? Tessa ist jedenfalls stolz, dass sie ihr Gegenüber im Zeugenstand nicht quält wie manch anderer Kollege, aber sie glaubt auch an das Rechtssystem, das im Zweifel zugunsten der Angeklagten entscheidet. Doch diese Überzeugung wird erschüttert, als sie selbst vergewaltigt wird. Der Täter ist kein Unbekannter, sondern ihr Kollege Julian, mit dem sie eine Büroaffäre, vielleicht aber auch der Beginn einer tieferen Liebesbeziehung verbunden hat. Als sie Anzeige erstattet, ist ihr klar, dass die Anscheins- oder Prima-facie-Beweise nicht für sie sprechen – schließlich waren neben ihrer anfänglichen Anziehung auch mehrere Flaschen Wein im Spiel –, aber es geht ihr nicht nur um persönliche Gerechtigkeit, sondern auch um die Abrechnung mit einem von Männern geschaffenen Justizsystem, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat.

Wie Ferdinand von Schirach arbeitete auch die australische Autorin Suzie Miller selbst als Strafverteidigerin – und zwar im Menschenrechtssektor, heute schreibt sie für Theater, Film und Fernsehen. «Prima Facie» wurde 2020 mit den wichtigsten australischen Preisen für neue Dramatik ausgezeichnet sowie mit dem Olivier Award, der höchsten Auszeichnung im britischen Theater. 2022 feierte es im Londoner Westend Erfolge und seit Frühjahr 2023 ist es am New Yorker Broadway zu sehen. Das furiose Monodrama, in dem Tessa Stück für Stück ihre Lebensgeschichte erzählt und alle auftauchenden Figuren gleich mitspielt, inszeniert Hausregisseurin Nora Schlocker, die in den vergangenen Spielzeiten sowohl Gegenwartsdramatik als auch Klassiker feinfühlig und klar auf die Bühne gebracht hat.

aus dem Englischen von Anne Rabe
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne und Kostüme: Marie Caroline Rössle
Musik: Albrecht Zieper
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Almut Wagner

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause

Prima Facie bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Prima Facie

Schauspiel

Werther

Ein theatralischer Leichtsinn von Johann Wolfgang Goethe
mit Texten von Karoline von Günderrode

«Die Leiden des jungen Werther» geriet 1774 in ganz Europa zur literarischen Sensation und machte den erst 25-jährigen Goethe über Nacht zum Star der jungen Stürmer und Dränger. Ursprünglich wollte Goethe den Stoff über Werthers unerfüllte Liebe zu Lotte als Bühnenstück bearbeiten, entschied sich schließlich aber für die Form des Briefromans. Die Regisseurin Elsa-Sophie Jach greift Goethes verworfene Idee auf und transferiert in ihrer Werther-Bearbeitung das liebeskranke Alter Ego Goethes auf die Bühne. «WERTHER. Ein theatralischer Leichtsinn» erweitert dabei den erstaunlich modernen, flirrenden Goethe‘schen Gefühlsrausch um Texte einer Zeitgenossin Goethes: Karoline von Günderrode. Ihre eigenwillige, melancholische und hochpoetische Dichtung, die ihr die Bezeichnung «Sappho der Romantik» einbrachte, trifft mit ihrer emanzipatorischen Radikalität auf den emotionalen Überschwang von Goethes tragischem Anti-Helden.

Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Bühne und Kostüme: Aleksandra Pavlović
Komposition und Musikalische Leitung: Max Kühn, Roman Sladek
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Constanze Kargl

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause

Werther bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Werther

1 Schauspiel

Jetzt oder nie

Ein Liederabend von Florian Paul und Max Rothbart

Residenztheater-Schauspieler Max Rothbart, der u.a. als «Peer Gynt» zu erleben ist, und Florian Paul, Kopf der «Kapelle der letzten Hoffnung», haben sich zusammengetan, um in einem mitreißenden, hochkomischen und die großen Fragen des Lebens stellenden Liederabend gemeinsam mit ihren Ensemblekolleg*innen auszurufen: Jetzt oder nie! Das Repertoire reicht von Franz Schubert über Die Toten Hosen, von Nina Hagen bis hin zu Evergreens von Katja Ebstein und Udo Jürgens.

Warum kommt das
Glück nicht zu mir?


Stellen Sie sich vor, Sie wurden noch nicht geboren. Stellen Sie sich weiter vor, dass Ihr bisheriges Leben keine Rolle spielt. Genauso wenig wie all die verpassten Chancen und falschen Entscheidungen, die Sie vielleicht getroffen haben. Lassen Sie all das hinter sich. In «Jetzt oder nie» starten wir gemeinsam von vorn! Sie setzen sich hin, verschwinden für einen Moment und lauschen der Musik. Und dann? Irgendwann müssen Sie sich entscheiden. Wollen Sie geboren werden? Hinaus ins Leben? Oder im Dunklen sitzen bleiben. Es liegt ganz bei Ihnen. Nur eine Sache noch: Wenn es soweit ist, dann heißt es - Jetzt oder nie!
Max Rothbart

Inszenierung und Text: Max Rothbart
Musikalische Leitung: Florian Paul
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lovis Hauser
Licht: Sascha Tillard
Dramaturgie: Constanze Kargl, Michael Billenkamp

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause

Jetzt oder nie bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Jetzt oder nie

Schauspiel

Anne-Marie die Schönheit

von Yasmina Reza

Die international meistgespielte Gegenwartsdramatikerin Yazmina Reza, gefeiert vor allem für ihre pointierten Dialogstücke, hat mit «Anne-Marie die Schönheit» einen großen Monolog für ihren Lieblingsschauspieler André Marcon geschrieben. Im Zentrum dieser Eloge an die Kunst des Schauspiels steht eine alternde Schauspielerin, die ihr gesamtes Theaterleben mit Klein- und Kleinstdarstellungen zugebracht hat und sich nie aus ihrer Schattenexistenz befreien konnte. Anlässlich eines (vielleicht auch nur fantasierten) Interviews rückt sich die Beinahe-Diva endlich selbst ins Zentrum und spricht ohne Punkt und Komma gegen Einsamkeit und Alter an. Verkörpert wird diese störrische, um Bedeutung kämpfende Schauspielerin ausgerechnet von einem Schauspieler – ein humorvoll-berührendes Spiel-im-Spiel auf der Suche nach Trost in der Kunst.

aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lovis Hauser
Musik: Alexander Vičar
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Constanze Kargl

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 1 Stunde 20 Minuten, Keine Pause

Anne-Marie die Schönheit bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Anne-Marie die Schönheit

Schauspiel

Moby Dick

nach dem gleichnamigen Roman von Herman Melville

aus dem Amerikanischen von Matthias Jendis für die Bühne bearbeitet von Malte Ubenauf

Nach Ibsens Peer Gynt ergreift in der zweiten Spielzeithälfte ein anderer Meister der Fabulierkunst das Wort. Ein Erzähler, der seine Zuhörer*innen auffordert, ihn Ismael zu nennen, entert mit seinem Seemannsgarn die Bühne des Residenztheaters. Was folgt, ist ein wahres Ungetüm an Erzählung: Ismael heuert auf der «Pequod», einem alten Walfänger an und sticht auf dieser schwimmenden Fabrik der Trangewinnung in See. Ziel dieser Fahrt ist jedoch nicht allein – wie sich herausstellen wird – die blutige Ausbeutung der Weltmeere und ihrer riesenhaften Meeressäuger, sondern der persönliche, hasserfüllte Rachefeldzug eines «gottlosen, gottgleichen Mannes», des einbeinigen Kapitäns Ahab. Mit an Shakespeare erinnernder Sprachgewalt schwört der Kapitän seine Mannschaft darauf ein, den sagenumwobenen weißen Wal, der ihm einst das Bein abgerissen hat, in den Meeren zu suchen und zur Strecke zu bringen.

«Ich habe ein böses Buch geschrieben», teilt Melville seinem Idol Nathaniel Hawthorne brieflich mit – und meint damit sein in vielerlei Hinsicht ausuferndes Werk «Moby Dick». Zu Melvilles Lebzeiten fand der 1851 erschienene Roman kaum Beachtung. Erst im 20. Jahrhundert, dreißig Jahre nach dem Tod seines Autors, wurde er für die literarische Moderne und als Meisterwerk neu entdeckt. Dabei ist «Moby Dick», das Buch, so einzigartig wie Moby Dick, der weiße Wal: eine Erzählung, die das Bekannte sprengt – ein Mischwesen aus Abenteuerroman, Enzyklopädie, Naturbetrachtung, philosophischer Spekulation, elisabethanischer Dramatik, biblischer Sprachmächtigkeit, nautischen Zoten und derbem Wortwitz. Das Buch und der Wal – beide sind ein Rätsel, eine Chiffre, offen für die Deutungen der jeweiligen Jetztzeit: Ist «Moby Dick» das Drama eines Fanatikers oder vielmehr derer, die bereit sind, dem Wahngebilde eines Demagogen bis in den Untergang zu folgen? Beschreibt es eine epische Schlacht zwischen Naturgewalt und menschlichem Beherrschungswillen oder die Suche nach Sinn und Bedeutung in einem sinnentleerten Kosmos? Oder ist der Planet Erde etwa selbst wie ein Schiff im Meer des Weltalls? Aber wer zum Teufel ist dann dieser Moby Dick?

Der dem hiesigen Publikum bestens bekannte Regisseur Stefan Pucher kehrt nach München zurück und bringt in seiner ersten Arbeit am Residenztheater Melvilles Opus magnum auf die Bühne.

Inszenierung: Stefan Pucher
Bühne: Barbara Ehnes
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Licht: Gerrit Jurda
Video: Chris Kondek
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, Keine Pause

Moby Dick bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Moby Dick

Schauspiel

Sternstunden der Menschheit

nach Stefan Zweig in einer Fassung von Thom Luz

Napoleons Untergang bei Waterloo, Lenins heimliche Rückkehr nach Russland, Scotts knapp verpasste Entdeckung des Südpols oder die schwierige Verlegung eines Telegrafenkabels durch den Atlantik – Stefan Zweig beschreibt in seinen historischen Miniaturen Augenblicke, in denen sich die Weltgeschichte in einem kurzen Moment für immer verändert hat. Und er beschreibt das Chaos, die Unfälle und Gleichzeitigkeiten, die dazu geführt haben. Die Irrtümer, der Starrsinn und die Eitelkeit seiner fragwürdigen Helden reihen sich zu einem unfreiwilligen Porträt der Menschheit in all ihren Widersprüchen.

Die Theaterversion von Zweigs «Sternstunden» spielt im Hier und Heute: In einer Museumslagerhalle voller nutzlos gewordener Statuen und Trümmer aus zweitausend Jahren europäischer Geschichte stellt das Münchner Ensemble dieses Durcheinander von Zufällen und umstürzenden hochtrabenden Plänen nach. Ein zirzensisches, absurdes Panorama aus fallenden Wänden, einstürzenden Kartenhäusern und sprechenden Kanonenkugeln. Zweigs Beschwörungen der vermeintlich sicheren Welt von gestern, des Pioniergeists und der Heldenhaftigkeit seiner Entdecker, Dichter, Denker und Generäle vermischen sich dabei mit der Erzählung seines eigenen verschlungenen
Fluchtwegs durch die tobende Weltgeschichte: Aus seiner Salzburger Heimat vertrieben, rastlos auf der Suche nach einer neuen, sicheren Bleibe, wählt er schließlich in Brasilien den Freitod.

Wie immer im Theater von Thom Luz, seit 2019 Hausregisseur am Residenztheater, spielt dabei auch die Musik eine Hauptrolle. Während sich im Verlauf der Vorstellung die Klänge von Zweigs Erzählungen übereinanderstapeln wie Hemden in einem Überseekoffer, treffen die Expeditionen der Schauspieler* innen auf die Melodien der neuen Welt, die brasilianische Saudade, die bei aller Melancholie nie wirklich traurig ist.

Gastspiel in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen | Münchner Premiere am 19. Oktober 2024 im Residenztheater

Inszenierung und Sounddesign: Thom Luz
Bühne: Duri Bischoff
Kostüme: Tina Bleuler
Komposition und Musikalische Leitung: Mathias Weibel
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Katrin Michaels
Video: Jonas Alsleben

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause

Sternstunden der Menschheit bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Sternstunden der Menschheit

Schauspiel

Agamemnon

von Aischylos

Aischylos’ König Agamemnon kehrt nach zehnjährigem Kampf gegen Troja als Triumphator nach Hause zurück, nicht ahnend, dass ihn nur der Hass und Rachewunsch seiner Ehefrau Klytämnestra erwarten. Diese kann ihm nicht verzeihen, dass er ihre gemeinsame Tochter Iphigenie geopfert hat, um auf dem Weg nach Troja bei den Göttern günstige Winde für seine Kriegsflotte zu erbitten. Zehn Jahre hat Klytämnestra warten müssen, um den Mord an ihrer Tochter rächen zu können. Für ihr Vorhaben glaubt sie nicht nur ihr Recht als Mutter, sondern auch die Götter auf ihrer Seite. In ihrem Furor will sie aber nicht erkennen, dass auch sie nur Teil jenes Fluchs ist, der für jede Bluttat eine weitere verlangt und der seit jeher auf dem Geschlecht der Atriden lastet. Oder anders gesagt: Mit der Rache an Agamemnon besiegelt Klytämnestra auch das Schicksal ihrer beiden anderen Kinder, Elektra und Orest.

Vor 2500 Jahren schrieb Aischylos mit «Agamemnon» den Auftakt zu seiner Tragödientrilogie der «Orestie». Er schildert darin den tödlichen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt als Ursache für Krieg, Leid und Verderben und zeigt, wie sich dieser durchbrechen lässt. Zu Recht gilt die «Orestie» deshalb bis heute als großes Plädoyer für Demokratie und Frieden.

«Agamemnon» ist Teil der Auseinandersetzung des Residenztheaters mit dem Mythos der «Orestie», zu der auch Jean-Paul Sartres radikale Zuspitzung des Stoffs in «Die Fliegen» zu Beginn der Spielzeit und Robert Borgmanns musiktheatrale Installation «Athena» gehören.
Der für seine bildgewaltigen und musikalischen Inszenierungen gefeierte Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche hat Aischylos’ «Agamemnon» im Juli 2022 im Rahmen einer Koproduktion des Residenztheaters mit dem Athens Epidaurus Festival für das knapp zehntausend Zuschauer*innen fassende antike Amphitheater in Epidaurus erarbeitet. Rasche legt in seiner Inszenierung die grausame, sich immer selbst antreibende Spirale der Gewalt offen, die sowohl dem Atridenfluch als auch dem Trojanischen Krieg zugrunde liegt, und zeigt eindrücklich das Mahlwerk dieser fatalen Maschinerie.

Deutsch von Walter Jens
Inszenierung und Bühne: Ulrich Rasche
Komposition und Musikalische Leitung: Nico van Wersch
Kostüme: Romy Springsguth
Chorleitung: Jürgen Lehmann
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Michael Billenkamp

Eine Koproduktion von Residenztheater München und Athens Epidaurus Festival

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden, Keine Pause

Agamemnon bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Agamemnon

Schauspiel

Erfolg

nach dem gleichnamigen Roman von Lion Feuchtwanger

für die Bühne bearbeitet von Barbara Sommer und Stefan Bachmann

München, Anfang der 1920er-Jahre: Dr. Martin Krüger, progressiver Direktor der Staatsgalerie, erwirbt für sein Museum anstößige Bilder – eine willkommene Gelegenheit für die bayerische Regierung, den unbequemen Zeitgenossen endlich von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Ein politisch motivierter Prozess katapultiert den unschuldigen Mann ins Gefängnis. Der 26-jährigen Grafologin Johanna Krain, zunächst Verlobte, dann Ehefrau des Gefangenen, sitzt das erlebte Unrecht wie ein Stachel im Fleisch. Ihre Mission ist klar: Martin muss zurück in die Freiheit. Johanna beginnt zu kämpfen, gerät tief in das Dickicht machtpolitischer Ränke und verstrickt sich auf dem Nährboden der bayerisch-bierseligen Lebensart bald auch emotional. Sie geht ein Verhältnis mit einem Großindustriellen ein, schläft mit einem zwielichtigen Emporkömmling, verbindet sich schließlich mit einem egozentrischen Schriftsteller. Alle versprechen Hilfe im Fall Krüger, doch Schicksal und Zeitläufte stellen Johanna hart auf die Probe.

Mit «Erfolg» reisen wir ins Innere einer Gesellschaft, in welcher der eigene Karrierevorteil, die Ansprüche gekränkter Seelen, der Hass auf die Nachbar*innen, die Wut auf die politisch Andersdenkenden oder die eigene Orientierungslosigkeit zum Maß aller Dinge werden. Die Politik wird zum Schauplatz persönlicher Emotionalität und individueller Bedürftigkeit. Gefundenes Fressen für einen Skrupellosen wie den Nationalisten Rupert Kutzner, der mit seinen «Wahrhaft Deutschen» den Rechtsstaat sukzessive außer Kraft setzt und zum fatalen Hoffnungsträger avanciert.

Nach seiner Inszenierung von «Graf Öderland» (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2021) widmet sich Stefan Bachmann mit Feuchtwangers «Erfolg» einem Stoff, der hellsichtig und erstaunlich zeitgemäß die gesellschaftspsychologischen Mechanismen seziert, in denen sich demokratische Strukturen verflüchtigen.

Inszenierung: Stefan Bachmann
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Barbara Drosihn
Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry
Komposition und Musikalische Einstudierung: Sven Kaiser
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Barbara Sommer

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Dauer: 2 Stunden 40 Minuten, 1 Pause

Erfolg bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Erfolg

2 Gespräch

Resi ruft an

Die Schauspieler*innen des Residenztheaters spielen, lesen und erzählen kurze Szenen aus den aktuellen Stücken, Ausschnitte aus Lyrik und Literatur – für Sie ganz persönlich und live am Telefon.

Resi ruft an bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Resi ruft an

30.04.20, 08:38, jen Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Resi

Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Residenztheaters geht kaum noch.

15

Residenztheater

Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.



Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.

Residenztheater bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Residenztheater

Aufführungen / Oper Bayerische Staatsoper München München, Max-Joseph-Platz 2
Aufführungen / Theater Volkstheater München München, Tumblingerstraße 29
Aufführungen / Theater Staatstheater am Gärtnerplatz München München, Gärtnerplatz 3
Aufführungen / Theater Residenztheater München München, Max-Joseph-Platz 1
Aufführungen / Theater theater VIEL LÄRM UM NICHTS - München München, August-Exter-Str. 1
Ereignisse / Kulturveranstaltung Haus der Kunst München München, Prinzregentenstraße 1
Ereignisse / Festival Radikal Jung München 27.4. bis 27.5.2025
Ereignisse / Festival Opernfestival Gut Immling, Halfing 21.6. bis 10.8.2025
Ereignisse / Festival Richard-Strauss-Tage Garmisch-Partenk. 21. bis 29.06.2025
Aufführungen / Theater Münchner Kammerspiele München, Falckenbergstraße 1
Aufführungen / Theater Teamtheater München München, Am Einlaß 2a / 4
Aufführungen / Musical Deutsches Theater München München, Schwanthalerstraße 13
Aufführungen / Kabarett Münchner Lustspielhaus München, Occamstr. 8
Aufführungen / Theater Komödie im Bayerischen Hof München, Promenadeplatz 6
Aufführungen / Theater theater ... und so fort München, Hans-Sachs-Str. 12
Aufführungen / Kulturveranstaltung FestSpielHaus gGmbH München, Quiddestr. 17
Aufführungen / Theater Tatwort Improvisationstheater München, Rumfordstr. 29-31
Aufführungen / Theater Oberanger Theater München München, Oberanger 38
Aufführungen / Theater Kleine Bühne München München, Kazmairstraße 66
Aufführungen / Theater fastfood theater München, Betriebsbüro: Häberlstraße 20
Aufführungen / Theater HochX München, Entenbachstr. 37
Aufführungen / Theater TamS-Theater München, Haimhauser Str. 13 a
Aufführungen / Theater MÜNCHNER GALERIE THEATER München, Geigenbergerstr. 37

Sie haben noch keinen Login? Dann registrieren Sie sich gleich hier!

Bitte schauen Sie in Ihrem E-Mail-Postfach nach der Registrierungsmail und klicken Sie auf den darin enthaltenen Link.